Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?

25.04.1975

Die Hannover Messe bleibt "Thema der Woche". In der vorigen CW-Ausgabe wurden EDV-Anwender über ihre Erwartungen an diese Messe befragt. Diese Woche baten wir Anwender direkt auf der Messe ihre Eindrücke am dritten Messetag zu schildern.

Direkt vor dem Stand der COMPUTERWOCHE in der CeBIT-Halle: Der Eindruck der Messe-Bummler war durchaus positiv, von Messemüdigkeit keine Rede. Die Aussagen allerdings sind sehr unterschiedlich. Offensichtlich sind an den Aussteller-Ständen die Software-Spezialisten rar. Anbieter der MDT-Systeme strengen sich anbei den Großcomputer-Ständen fehlt nach Aussagen der Befragten das Fachpersonal.

Axel Claßen

Leiter der betriebswirtschaftlichen Abteilung und Assistent der Geschäftsleitung der Telefonbau Louis Schwabe, Düsseldorf

Wir sind praktisch künftige EDV-Anwender. Aus diesem Grund bin ich hier, denn nur die Messe gibt die Möglichkeit, die einzelnen Anbieter miteinander zu vergleichen. Ich habe ganz wesentliche Unterschiede bei der Schulung festgestellt. Die einen nehmen dafür enorm viel Geld zusätzlich, bei den anderen, die ein ähnliches System anbieten, ist das im Preis mit inbegriffen.

Probleme gibt es vor allem auf dem Gebiet der Kostenrechnung. Sie können ja nur maximal bis zur Kostenstellenrechnung gehen - diejenigen, die das lesen, wissen was ich meine - und dann ist plötzlich Ende. Es gibt Anbieter, die können Ihnen dies bis hin zum Betriebsergebnis ausgeben. Denn wenn ich ein System für 80 000 oder 100 000 Mark kaufe oder es für 2000 bis 3000 Mark im Monat miete, dann muß ich das voraussetzen können.

Ich habe so viele Widersprüchlichkeiten bei den einzelnen Computerherstellern festgestellt, daß ich der Meinung bin, diese Messe ist die optimale Information. Die Leute an den Ständen geben sich enorm viel Mühe. Zum Beispiel bei Kienzle, Nixdorf und MAI. Dort habe ich allein zwei Stunden am Terminal gesessen und mir alle Unterlagen erklären lassen. Alle von mir besuchten Firmen haben mir meine Fragen bis ins Detail erklärt. Ich bin selbst Betriebswirt und habe gemerkt, daß ich mit Fachleuten gesprochen habe.

Prof. Dr. Johann Löhn

Fachhochschule Furtwangen - Fachbereich Informatik

Mich interessiert vor allem Soft- und Hardware für den Bereich der Ausbildung unserer Studenten. Da benötige ich ständig neue Informationen. Leider kann man diese Informationen auf der Hannover Messe nicht bekommen. Denn immer ist gerade der Mann am Stand

nicht da, oder es kennt sich gar keiner aus.

Für mich ist es wichtig, auf der Messe Visitenkarten zu verteilen, um dann später die richtigen Kontakte knüpfen zu können. Konkrete Aussagen kann man auf der Messe leider kaum bekommen.

Mich interessieren - wie gesagt - vor allem die Softwarehäuser auf dem Dach. Die meisten kenne ich schon, aber es ist gut, mal wieder guten Tag zu sagen und sich so doch einige Reisen und weite Wege zu ersparen.

Für andere EDV-Anwender ist die Messe meiner Meinung nach sinnvoll, um sich eine Motivation zu holen und sich einige interessante Dinge anzusehen, dafür reicht aber meistens ein halber Tag, denn danach ist man kaum noch aufnahmefähig. In der CeBIT-Halle bekommt man doch den größten Überblick über die Dinge, die neu in der Branche sind. Ansonsten bin ich der Meinung, daß die Hannover Messe mehr und mehr zur Prestige-Frage für Hersteller wird.

Volker Kucherer

EDV-Leiter bei der Pfalz-Kreditbank, Kaiserslautern

Ich habe mich speziell mit Bankenterminals und Erfassungssystemen hier auf der Messe beschäftigt und eigentlich alles gefunden, was ich gesucht habe. Zusätzlich möchte ich jetzt noch einen preiswerten Drucker für Bildschirm-Terminals finden, der schnell genug ist. In dieser Hinsicht bin jetzt enttäuscht. Alle Drucker vermindern die Geschwindigkeit vom Bildschirm und das gefällt nicht. Das Angebot an Banken-Terminals ist ausreichend.

Was mir allerdings dieses Jahr - wie eigentlich bisher immer - nicht gefallen hat: die Auskünfte an den Ständen werden von Jahr zu Jahr schlechter. Es wird wenig Fachinformation vermittelt, auch sind die entsprechenden Software-Spezialisten kaum zu finden. Man wird oft mit Sprüchen und allgemeinem "Blabla" abgespeist und bekommt lediglich einige Prospekte in die Hand gedrückt.

Zwar hat sich die Messe gegenüber dem ersten Tag - der sehr schlecht besucht war - gebessert, aber Show steht im Vordergrund, die Fachgespräche im Hintergrund.

Joachim Dressler

Fernmeldetechnisches Zentralamt in Darmstadt, Referent für Systemhard- und Software

Wir sind von der Bundespost mit ,zwei Aufträgen auf die Hannover Messe gekommen: ein Communications-Problem ist zu lösen und eine Adaptationsangelegenheit. Zusätzlich sehen wir uns noch das Angebot an Datenerfassungsgeräten an.

Nebenbei haben wir noch die Auflage, uns generell nach den neuesten Systemen auf dem Markt umzusehen, sie in eine Ordnung zu bringen und zu bewerten, ob und wie wir diese Neuerungen eventuell bei uns einsetzen können oder ob wir diese Informationen als Dienstleistung innerhalb unseres Hauses an andere Mitarbeiter weitergeben.

Im großen und ganzen sind wir mit unseren Ergebnissen auf der Messe zufrieden. Wenn auch die Leute an den Ständen nicht immer zufriedenstellende Auskünfte geben können, so ist es mit der eigenen Sachkenntnis doch möglich, sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen.

Klaus Wilms

Sachbearbeiter für Projektplanung beim Bundesamt für Wehrtechnik

und Beschaffung in Koblenz

Der Schwerpunkt meines Messebesuches ist dieses Jahr die Textverarbeitung und das Terminalangebot.

Bei uns - einer Behörde - ist es wichtig, von den vielen Routinearbeiten wegzukommen und Teilbereiche in den einzelnen Abteilungen zu rationalisieren. Denn gerade auf dem Gebiet der Textverarbeitung hat sich enorm viel getan - früher konnte man eben nur Automatenbriefe schreiben heute gibt es Textbausteine und die vollautomatische Korrespondenz, die praktisch eine Sekretärin in jeder Abteilung überflüssig macht.

Zudem hat man jetzt die Möglichkeit, durch Terminals Informationen und Daten direkt am Arbeitsplatz griffbereit zu haben. Das Angebot und die Preise sind in der letzten Zeit wesentlich besser geworden.

Zusätzlich sehe ich mich noch ganz allgemein für unsere Behörde auf der Messe um, was es an Neuigkeiten und Interessantem gibt, um meine Vorgesetzten über diese Dinge zu informieren.

Bilder: Vic Farmer, Computerworld