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WSJ: Deutsche Gesetze hemmen SAPs Gesundschrumpfung

25.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die SAP AG habe es im Kampf gegen amerikanische Wettbewerber zurzeit nicht leicht, schreibt heute das "Wall Street Journal" - nicht zuletzt wegen der arbeitnehmerfreundlichen Gesetze in der deutschen Heimat. Diese erschwerten es dem Softwarekonzern, seine Kosten den rückläufigen Einnahmen anzupassen. US-Unternehmen wie Oracle oder IBM hätten zu diesem Zweck Mitarbeiter entlassen (SAP selbst strich in den USA 137 Stellen); das deutsche Recht in Sachen Abfindungen und Arbeitnehmerrechte mache Stellenstreichungen in Deutschland, wo die Walldorfer 12.600 von weltweit knapp 30.000 Menschen beschäftigen, aber zu teuer und zeitaufwändig.

Die eingeschränkten Möglichkeiten zur Kostensenkung seien für das Topmanagement ein Grund zur Sorge, SAP könne möglicherweise das für 2002 angestrebte Gewinnziel verpassen und in der Folge an der Börse leiden. "Es wird nicht viel Zukunft für die SAP geben, wenn wir dieses Ziel nicht erreichen", soll Co-CEO Henning Kagermann am 13. September vor Hunderten von Mitarbeitern in Walldorf gesagt haben (diese Aussage habe eine Unternehmenssprecherin bestätigt, schreibt das Wirtschaftsblatt).

Wenn SAP seinen Aktienkurs nicht steigern könne - in den letzten 30 Tagen hat dieser um 38 Prozent nachgegeben - dann werde es schwierig, die in einer Phase der Konsolidierung der Softwarebranche nötigen Akquisitionen zu tätigen, so Kagermann weiter. "Der Markt ist heute eine Brutstätte für Übernahmen, IBM und Microsoft sind bereits dabei", soll der Vorstandssprecher gesagt haben. "Im Moment ist SAP nicht so flexibel wie der Mitbewerb."

Auch wenn Analysten SAP selbst für zu groß zum Kaufen halten - das Unternehmen selbst sieht hier sehr wohl ein Risiko. "Würde eine amerikanische Firma SAP übernehmen, dann würden wir unsere Unabhängigkeit und einen Teil unserer Unternehmenskultur verlieren", warnte Kagermann. (tc)