CIO des Jahres 2009

Unehrlichkeit, Besserwisser, Machtspiele

Worüber CIOs sich ärgern

26.11.2009
Von 
Michael Schweizer ist freier Autor in München.

Mangelnde Disziplin

Möglicherweise hat sich Bloss darüber geärgert, dass die Entscheider nicht leicht von seinem Heiz-Kühl-Konzept zu überzeugen waren. Ganz sicher ärgern ihn Spielfilme, in denen Videokonferenzen als chic und einfach dargestellt werden - weniger IT-kundige Mitarbeiter wollen sie dann gleich auch. "Der Anspruch an moderne Technik" wachse schneller als die neue Art von Disziplin, die man braucht, um sinnvoll damit zu arbeiten.

Dass seine Mitarbeiter sich anders verhalten sollten, war ein wichtiges Projektziel von Clemens Blauert, Abteilungsleiter Dienstleistungszentrum IT im Evangelischen Johannesstift Berlin, das Behinderten-, Jugend- und Altenhilfe betreibt. Mit neuer Mail, neuem Helpdesk, Server-Virtualisierung und Eingriffen in die Netzhardware baute er die IT zum Prozessintegrator und internen Dienstleister um, der der Geschäftsführung bald ein Management-Informationssystem bereitstellen soll. Von seinen Mitarbeitern verlangte er, den Anwendern bei Störfällen und Bedienungsproblemen nicht mehr nur operativ zu helfen, sondern sie auch zu beraten. Mit Erfolg: "Früher haben die Leute angerufen und gesagt: Es funktioniert nichts mehr. Jetzt stellen sie zunehmend qualifizierte Fragen. Wir bekommen auch immer wieder gesagt, dass sie jetzt viel lieber anrufen."

Vielleicht ärgert sich Blauert über sein Budget. IT wird in der Sozialwirtschaft knapp gehalten, weil man sie zum Pflegen nicht braucht. Wie dringend die Verwaltung auf sie angewiesen ist, wird unterschätzt: "Da klafft eine Riesenlücke zwischen dem, was nötig wäre, und dem, was wir uns leisten können."