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Worldcom wartet weiter auf Milliarden-Kredit

17.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der angeschlagene US-Carrier Worldcom wird einen dringend benötigten Kredit über fünf Milliarden Dollar entgegen früheren Erwartungen nun voraussichtlich doch nicht bis Ende Juni erhalten können. Nach Ansicht von Finanzchef Scott Sullivan ist es jedoch nicht so wichtig, wann die Finanzierung abgeschlossen werde. "Es ist viel wichtiger, dass der Deal nach unseren Bedingungen zustande kommt", sagte Sullivan. Die drei großen Rating-Agenturen Standard & Poor, Moody's Investors Service und Fitch Ratings bezweifeln, dass Worldcom der Schuldenabbau gelingt und hatten daher die Kreditwürdigkeit auf Junk-Bond-Status zurückgestuft.

Worldcom-Chef John Sidgemore erklärte auf der Jahreshauptversammlung, es sei aktuell nicht die beste Zeit, um Gelder zu beschaffen. Er zeigte sich aber zuversichtlich, die Kreditlinie innerhalb weniger Wochen zu erhalten. Außerdem bekräftigte der seit Ende April amtierende Nachfolger von Bernie Ebbers, dass Worldcom in diesem Jahr eine Milliarde Dollar einsparen und 16.000 Stellen streichen werde. Als weiteren Versuch zur Reduzierung des rund 33 Milliarden Dollar hohen Schuldenbergs hatte der Carrier vor zwei Wochen angekündigt, den unprofitablen Wireless-Bereich zu schließen oder zu verkaufen (Computerwoche online berichtete). Außerdem plant Sidgemore, einige Vermögenswerte in Südamerika zu verkaufen. Die Erlöse schätzte der CEO auf bis zu eine Milliarde Dollar. Sidgmore betonte, dass Worldcom keine Liquiditätsprobleme habe: Sein Unternehmen

verbucht mehr als 30 Milliarden Dollar Jahresumsatz, hat einen positiven Cashflow und über 25 Millionen Kunden. Ziel der Maßnahmen sei es vielmehr, Geld einzusparen, um die Verbindlichkeiten zu reduzieren.

Trotz Spekulationen über eine drohende Pleite hat Worldcom bislang keine Großkunden verloren, erklärte der CEO. Vielmehr sei es gelungen, in diesem Quartal drei Konzerne als neue Nutzer zu werben. Der Carrier leidet nicht nur unter der Brancheflaute und dem hohen Wettbewerbsdruck. Einige der Probleme sind auch hausgemacht. So geriet die Wordcom-Aktie aufgrund einer Untersuchung durch die US-Börsenaufsicht SEC weiter unter Druck. Imageschädigend war zudem der (verspätete) Rauswurf des ehemaligen CEO und Gründer Bernard Ebbers, der dem Konzern noch 408 Millionen Dollar schuldet. (mb)