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Worldcom-Skandal: Ermittler untersuchen Kredit an COO Beaumont

17.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Ermittler im Fall Worldcom nehmen nun auch persönliche Kredite des ehemaligen Konzernchefs Bernard Ebbers an den jetzigen COO (Chief Operating Officer) Ron Beaumont und andere Beteiligte unter die Lupe. Beaumont war im vergangenen Jahr durch den Kurseinbruch der Worldcom-Aktie in finanzielle Schwierigkeiten geraten, berichtet das "Wallstreet Journal" unter Berufung auf informierte Kreise. Als Beaumont Ebbers deswegen um einen Vorschuss auf seinen Bonus bat, lehnte dieser ab, gab ihm jedoch ein privates Darlehen über 650.000 Dollar.

Dem Bericht zufolge bot der Firmengründer außerdem noch dem Board-Mitglied und Geschäftspartner Carl Aycock einen Kredit über 500.000 Dollar an. Dieser habe jedoch abgelehnt, heißt es. Stiles Kellet, einem anderen Verwaltungsratsmitglied, soll Ebbers im vergangenen Jahr die Nutzung des Firmenjets für einen Dollar pro Tag plus Gebühren bewilligt haben. Kellet führte zusammen mit einem anderen Board-Mitglied die Verhandlungen über Höhe und Umfang der Abfindung für den Ex-CEO. Bei seinem erzwungenen Rücktritt Ende April erhielt Ebbers als Teil des "Golden Handshakes" unter anderem eine Stundung seines Firmenkredits über 408 Millionen Dollar bei einem Zinssatz von 2,3 Prozent und fünf Jahre Laufzeit, eine Rente von 1,5 Millionen Dollar pro Jahr sowie die lebenslange Nutzung des Firmenjets (Computerwoche online berichtete).

Die ermittelnden Bundesbeamten wollen nun herausfinden, ob der Firmengründer Kredite und andere Gunstbeweise genutzt hat, um Entscheidungen des Verwaltungsrats und anderer Mitarbeiter zu beeinflussen. So könnte das Darlehen etwa Beaumont davon abgehalten haben, Manipulationen des Ex-CEOs dem Board zu melden. Beaumont hatte bis April 2002 die Kontrolle über die Kapitalausgaben im Kerngeschäft des insolventen Carriers und berichtete dabei direkt an Ebbers. Nachdem es der Bundesbehörde bereits gelungen ist, den Ex-Finanzchef Scott Sullivan und den geschassten Controller David Myers in Verbindung mit den mutmaßlichen Falschbuchungen zu bringen, soll nun auch der Firmengründer zur Rechenschaft gezogen werden. (mb)