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Worldcom beauftragt "Kopfjäger" mit CEO-Suche

23.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der skandalumwitterte US-Carrier Worldcom hat offenbar die Headhunting-Agentur Spencer Stuard mit der Suche nach einen neuen Konzernchef beauftragt. Presseberichten zufolge ist der seit Juli unter Gläubigerschutz stehende TK-Konzern sogar bereit, sich auf einen branchenfremden Manager einzulassen. Wichtig sei in erster Linie, dass der künftige CEO Worldcom erfolgreich durch die Krise lotst und die künftigen Reste des einstmals 30 Milliarden Dollar schweren Imperiums leitet, erläuterte eine der Situation nahestehende Person dem "Wallstreet Journal". John Sidgmore, der amtierende Nachfolger des geschassten Ex-CEOs Bernard Ebbers, hatte bereits vor kurzem seinen Rücktritt angekündigt, sobald ein geeigneter Nachfolger gefunden sei. Nach Abschluss der ersten Phase des Konkurses ist nun der richtige Zeitpunkt für den Beginn der Suche nach einem Langzeit-CEO gekommen ist", sagte der Manager.

Spencer Stuart hatte vor kurzem Tyco geholfen, innerhalb von knapp zwei Monaten einen neuen CEO zu finden. Branchenkenner befürchten allerdings, dass die Suche im Fall Worldcom etwas länger dauern könnte. So gebe es wenige Kandidaten mit der nötigen Erfahrung, um einen großen Konzern während und nach dem Insolvenzantrag zu steuern. Als bankrottes Unternehmen kann Worldcom außerdem keine Aktiengeschenke oder Optionen in Aussicht stellen. Probleme bereitet außerdem der starke Einfluss der Gläubiger. Diese werden ein entscheidendes Wörtchen bei der Auswahl und den Vergünstigungen mitreden, erwarten Experten.

Wie inzwischen bekannt wurde, entstand ein Großteil der weiteren Falschbuchungen von zwei Milliarden Dollar bei Worldcom (Computerwoche online berichtete) im Zusammenhang mit den lateinamerikanischen Tochtergesellschaften Embratel und Avantel, an denen der Carrier mit 19 beziehungsweise 45 Prozent beteiligt ist. Andere Bilanzierungsprobleme könnten nach Schätzungen von informierten Kreisen Abschreibungen von Konzerneigentum, Fabriken und Ausrüstung betreffen. Bei den Falschbuchungen soll es sich jedoch eher um Bilanzierungsfehler als Betrugsversuche handeln. Die nun anstehenden Revisionen würden weder den Cashflow noch die operativen Geschäfte beeinträchtigen, erklärte ein Worldcom-Sprecher. (mb)