Woran VoIP krankt

11.04.2007
Von Jürgen Hoffmeister

Simulierte Besetzttöne

Darüber hinaus sollten in der Phase des Verbindungsauf- und des -abbaus, also während die Verbindung noch nicht durchgeschaltet ist, alle Töne originalgetreu übermittelt werden. Beispielsweise schalten die Mobilfunk-Provider oder auch die Festnetzanbieter Ansagen auf, um den Anrufer über das Verlassen des Funkbereichs oder über eine falsche Rufnummer zu informieren. Ein simulierter Besetzton wie in der VoIP-Welt ist hier keine Hilfe, da wichtige Daten fehlen. Ein Aufschalten des Codecs, der die Sprachinformationen der IP-Pakete erst bei aufgebauter Verbindung umwandelt, ist in diesem Fall ebenfalls keine Lösung.

SIP muss sich weiterentwickeln

Diese Kritik darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Zug unaufhaltsam in Richtung SIP fährt. Durch die Marktmacht von Firmen wie etwa Cisco oder Microsoft, die SIP nachhaltig unterstützen, sind die Meilensteine gesetzt. Doch für den Entscheider in den Unternehmen ist es wichtig zu wissen, wann sich der Umstieg lohnt - jetzt oder ob er lieber noch ein bisschen warten soll, um Kinderkrankheiten zu vermeiden. Es wäre auch ungewöhnlich, wenn die Normen, die sich auf nordamerikanische Technik beziehen, in unseren hochentwickelten und anspruchsvollen Märkten auf unkritische Resonanz stoßen würden.

Den Schlüssel zum VoIP-Markt haben die Provider und die Anbieter in der Hand. Beide sitzen im selben Boot. Sie dürfen den Kunden nicht mit den alten Methoden an sich fesseln. Die Kunden werden erst dann in größerem Umfang auf die neue Technik umsteigen, wenn sie davon einen Vorteil haben. Ein Beispiel wäre, dass die häufig in Powerpoint-Präsentationen propagierten verbesserten und effizienteren Arbeitsabläufe endlich möglich werden. Werden diese Versprechen nicht eingelöst, wird der Kunde die neue Technik links liegen lassen. (hi)

Glossar

Clip/Clir: Calling Line Identification Presentation/Restriction: Rufnummern werden angezeigt oder unterdrückt.

DTMF: Dual Tone Multiple Frequency, wird mit Doppeltonmehrfrequenz übersetzt. Ein Beispiel ist "Wählen Sie die 1, um den Vertrieb zu erreichen" oder auch die Eingabe einer Geheimnummer (Personal Identification Number = PIN) für das Online-Banking.

Overlap-Sending: wörtlich übersetzt überlappendes Senden. Die Funktion bietet die Möglichkeit, jede Ziffer einer Telefonnummer einzeln einzugeben.

SIP: Session Initiation Protocol, künftiger VoIP-Standard, der auf Normen der Internet-Engineering Task Force (IETF) aufsetzt.

SIP-Trunk: SIP-Anschluss, der beim Anmelden an den SIP-Provider beziehungsweise Registrar einen Rufnummernblock verwalten kann, um die Durchwahl zu den einzelnen Nebenstellen zu bewerkstelligen.