Arbeiten für Amerikaner

Woran Deutsche scheitern

13.03.2008
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Ungeliebte Telefonate

Neun Stunden Zeitunterschied zwischen der kalifornischen Konzernzentrale und der deutschen Niederlassung dienen manchen als Ausrede dafür, ungeliebte Telefonate mit den US-Kollegen ganz zu vermeiden und stattdessen elaborierte E-Mails an die amerikanischen Teampartner zu versenden. Warten am nächsten Morgen äußerst knapp gehaltene Antworten im Postfach, die mehr nach einem rüden Befehl und weniger wie eine freundliche Entgegnung klingen, dann fängt der neue Arbeitstag schon mit einem Missklang an.

E-Mails verursachen oft Missverständnisse, besonders dann, wenn sich die Schreibenden nicht persönlich kennen und einer von beiden auf eine Fremdsprache zurückgreifen muss. "Amerikaner tauschen sich viel lieber verbal aus als schriftlich via E-Mail. Oftmals entwickeln sie Ideen, indem sie darüber sprechen", schildert Berater Herb Nestler. Mancher deutsche Kollege präsentiert seine Vorschläge erst, wenn sie hieb- und stichfest sind. Vielen US-Amerikanern dient die E-Mail-Korrespondenz nach der Beobachtung von Nestler lediglich dazu, Fakten auszutauschen und Besprechungen zu dokumentieren. Ein Telefongespräch eignet sich dagegen hervorragend, Dinge zu klären und eine gute Arbeitsatmosphäre zu etablieren.

"Wichtig ist, sich nicht für sein möglicherweise nicht ganz perfektes Amerikanisch zu entschuldigen, denn das bringt einen unnötigerweise in eine schwierige Position", empfiehlt Nestler. Und zwar unnötig, denn schließlich zeugt es von großem Entgegenkommen, wenn das amerikanische Gegenüber in seiner Muttersprache sprechen kann. Nestler empfiehlt, den amerikanischen Kollegen bei Bedarf daran zu erinnern, etwas langsamer und deutlicher zu reden. Ein weiterer Trick ist es, immer wieder bereits Gesagtes zusammenzufassen, um Missverständnisse auszuschließen.