Human Ressources

Wofür nutzen SAP-Anwender HR-Software?

07.10.2009
Der Einsatz von Standardsoftware für das Personalwesen ist heutzutage bei Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern weit verbreitet. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen setzen hierfür eine spezialisierte HCM-Software ein. Bei SAP-Bestandskunden liegt die Quote fast bei 100 Prozent. Allerdings setzen nicht alle SAP-Kunden auch die HR oder HCM-Module des Softwareherstellers aus Walldorf ein.

Mindestens 25 Prozent der SAP-Anwender betreiben aktuell eine Software von einem Drittanbieter im Personalwesen. Führend sind hierbei Spezialisten wie ADP Employer Services oder P&I Personal und Informatik, die sich mit ihren Lösungen Paisy respektive Loga an die SAP-Systeme ankoppeln. Wie eine Mitte 2009 abgeschlossene Studie von RAAD bei mehr als 300 IT-Leitern ergab, setzen Unternehmen vor allem die HR/HCM-Teilbereiche Personalabrechnung und Zeitwirtschaft softwareseitig um. Eher neuere Funktionen wie der Einsatz von Organisations- und Bewerbermanagementlösungen oder auch Softwareunterstützung für Mitarbeiterqualifikationen und -gespräche wurden in Personalabteilungen in der Vergangenheit nur zögerlich eingeführt. Insgesamt kann festgestellt werden, dass SAP-Bestandskunden mit SAP HR/HCM etwas mehr Funktionen einsetzen als ihre Kollegen mit einer Non-SAP HR/HCM-Lösung im Einsatz.

Wofür nutzen SAP-Anwender ihre HR-Software?
Wofür nutzen SAP-Anwender ihre HR-Software?
Foto: RAAD Research

Die Personalkomponente ist schon seit Anbeginn eines der wesentlichen Bestandteile von ERP-Systemen und die funktionale Ausgestaltung hat sich in den letzten Jahren deutlich erweitert. Lag der Schwerpunkt anfänglich auf der Mitarbeiterverwaltung und Personalabrechnung weisen moderne HCM-Softwarelösungen heute Funkionen für Zeitwirtschaft bis hin zur Unterstützung bei Mitarbeitergesprächen auf. Doch welche der umfänglich angebotenen Funktionen nutzen SAP-Bestandskunden heute eigentlich? Und gibt es ein unterschiedliches Nutzungsverhalten, je nachdem, ob ein SAP-Kunde ein SAP-HR/HCM einsetzt oder eine HR/HCM-Lösung eines Drittanbieters? Diesen Fragen ist RAAD im Rahmen einer Untersuchung bei mehr als 300 IT-Leitern von SAP-Bestandskundenunternehmen Mitte dieses Jahres nachgegangen. Dabei wurden die Bereiche Personalabrechnung, Zeitwirtschaft, Reisekostenabrechnung, Personalkostenplanung, Organisations-, bzw. Bewerbermanagement, Mitarbeiterqualifikationen, Mitarbeitergespräch in den Blick genommen.

Neben der obligatorischen Mitarbeiterverwaltung wird die Personalabrechnung am häufigsten genutzt. 96 Prozent der SAP-Kunden mit produktivem SAP HR/HCM nutzen diese Funktionalität. SAP-Kunden mit Non-SAP-HR/HCM greifen hierauf zumindest in 85 Prozent der Fälle zurück. Auch die Zeitwirtschaft, also alle Prozesse, die sich mit Arbeitszeit- und Anwesenheitserfassung befassen, werden im SAP-HR/HCM-Systemen (88 Prozent) öfter umgesetzt als in Non-SAP-HR/HCM-Systemen (73 Prozent). Insgesamt ist der Einsatz in den meisten hier abgefragten Funktionsbereichen bei beiden Gruppen relativ ähnlich. So ist auch bei den Themen Reisekostenabrechnung und Personalkostenplanung kaum ein Unterschied festzustellen. Während der Nutzen für die Implementierung einer softwareunterstützten Reisekostenabrechnung abhängig von der Anzahl der durchgeführten Reisen in einem Unternehmen ist, ist die Personalkostenplanung Basis für strategische Personal- und Unternehmensplanung und daher ab einer gewissen Unternehmensgröße eigentlich in jedem Unternehmen eine obligatorische Tätigkeit. Weniger als die Hälfte der befragten SAP-Anwender erledigen dies mit Hilfe ihrer speziellen HR/HCM-Software. Personalkostenmanagement verbindet traditionelles Personalwesen mit dem Personalcontrolling, wobei zur Unterstützung Personalverwaltung mit Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung IT-seitig integriert werden sollte. Neben einer genaueren Personalkostenplanung, können durch die Integration Kosten bei nicht wertschöpfenden Tätigkeiten, wie der Informationsbeschaffung und -verarbeitung sowie bei der Personalkostenplanung an sich reduziert werden.

Relativ wenig Beachtung findet die zur Personalverwaltung zählende Funktion des Organisationsmanagements. Lediglich 15 Prozent bzw. sieben Prozent der SAP-Anwender nutzen entweder die HR/HCM von SAP oder eines Drittanbieters, um die Aufbau- und/oder Ablauforganisation ihrer Unternehmen zu verwalten und transparent darzustellen. Zumindest in integrierten SAP-HR/HCM-Systemen liegt somit noch Potenzial für die Prozessoptimierung brach, da das SAP-Organisationsmanagement beispielsweise für die effizientere Gestaltung von Workflow-Prozessen oder Berechtigungsmanagement eingesetzt werden. Das Talent Management, hier abgedeckt durch die Unterkategorien Bewerbermanagement, Mitarbeiterqualifikation und Mitarbeitergespräch, findet nach Angaben der mehr als 300 IT-Leiter offensichtlich meist ohne Unterstützung der traditionellen HR/HCM-Systeme statt. Hieran wird sich auch kurzfristig wenig ändern, wie sich aus den kommunizierten Planungsabsichten der SAP-Anwender ergibt. Die meisten geplanten Projekte finden aktuell in der Umsetzung einer integrierten Personalkostenplanung statt, aber auch in die Bereiche Reisekostenabrechnung und Zeitwirtschaft wird investiert.

Über Raad Research

RAAD Research erstellt Marktstudien und Analysen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Die relevanten Markttrends in Bezug auf Softwaresysteme, Infrastruktur und IT-Dienstleistungen werden durch empirische Marktforschung auf wissenschaftlich fundierter Basis ermittelt, analysiert und verständlich aufbereitet.