Wo ist der Programmcode geblieben?

20.04.2005
Von Professor Dr.

Mit Rules Engines stehen Softwaresysteme zur Verfügung, die diese Rolle übernehmen. Damit wird die Prozessbearbeitung flexibler. Willkommener Zusatzeffekt: Die Workflow- und Programmsteuerung wird einfacher.

Allerdings hat die zunehmende Flexibilität auch ihren Preis. Es ist nicht mehr so einfach, eine einheitliche Anwendung zu identifizieren. Wenn man nach dem Programmcode einer Anwendung sucht, dann ist zwar die Funktionsunterstützung leicht zu finden, aber um diese herum ist viel Code in Workflow, Netzwerksteuerung, Datenhaltung, Portaltechnik und Integrations-Tools versteckt, der durch einen Wald an "Call"-Befehlen aktiviert wird.

Entscheidungsregeln isolieren

Die nächste Entwicklungsstufe deutet sich bereits an. Auch die Entscheidungsregeln, nach denen Abläufe gesteuert werden, können dem Programmcode entnommen und eigenständig verwaltet werden. Hat man für einen einzelnen Prozessablauf, zum Beispiel einen Kundenauftrag, die Bearbeitungsschritte zusammengestellt, lässt sich mit den Entscheidungsregeln ein Auftrag mit einem Wert größer als 20000 Euro an verschiedenen Stellen des Prozesses anders behandeln als ein Bagatellauftrag. Eine Änderung dieser Regel, etwa die Erhöhung des Grenzwerts auf 25000 Euro, muss nur an einer einzigen Stelle eingegeben werden und ist sofort in allen betroffenen Prozessschritten verfügbar.

Der Programmierer muss damit eine weitere Schicht kontrollieren. Das Gute an dieser Entwicklung ist aber, dass der organisatorische Geschäftsprozessgedanke, der seit 20 Jahren die Richtung moderner Unternehmen bestimmt, nunmehr auch von den Softwarearchitekturen aufgenommen wird.