IT-Gründungsbarometer

Wo Deutsche gründen

13.02.2011
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Die Ballungszentren sind die Zugpferde der High-Tech-Gründungen in Deutschland: Frankfurt hat die Nase vorn, Ostdeutschland fällt weiter zurück.
Foto: ZEW, Microsoft Deutschland

In den großen Städten trauen sich deutlich mehr Deutsche, ein eigenes IT-Unternehmen zu gründen. Spitzenreiter bei den High-Tech-Gründungen ist die Finanzmetropole Frankfurt am Main: Auf 10.000 Erwerbstätige kamen hier im Zeitraum von 2006 bis 2009 mehr als vier IT-Existenzgründer (4,17). München landete mit einem Wert von 3,88 auf Rang zwei der Gründungsintensitätsskala, gefolgt von Düsseldorf (3,79) und Hamburg (3,75). Das geht aus einer Studie hervor, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit Microsoft Deutschland durchgeführt hat.

Dieser Trend sei wenig verwunderlich, so Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs "Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung" beim ZEW, denn Ballungszentren profitierten von einer guten Wissensinfrastruktur mit Universitäten, Fachhochschulen und Studierenden in den Fächern Mathematik und Naturwissenschaften. Ferner gebe es dort auch mehr Kunden und eine gute Kommunikationsinfrastruktur. "Bereits die regionale Verbreitung von Breitbandangeboten hat einen nachweisbaren Effekt auf die Gründungstätigkeit im High-Tech-Bereich", erklärt Licht.

Immer noch zu wenig IT-Gründungen

Insgesamt nahm die IT-Gründungsintensität in Deutschland jedoch ab, so die Studie weiter, die das Gründungsgeschehen im High-Tech-Sektor auf der Ebene der IHK-Bezirke in Deutschland untersucht. Im Vergleich zu 2002 bis 2005 verzeichneten viele Regionen 2006 bis 2009 einen Gründungsrückgang von fünf bis 20 Prozent. Mit 14.000 IT-Startups rangiere die Anzahl der High-Tech-Gründungen weiter auf einem der niedrigsten Niveaus seit Mitte der 90er Jahre.

Die IT-Auf- und Absteiger

Foto: ZEW, Microsoft Deutschland

Einige Regionen konnten in den Jahren 2006 bis 2009 jedoch kräftig zulegen. Die Region Oberfranken-Bayreuth zählte 27 Prozent mehr IT-Gründungen als noch in den vier Jahren zuvor. Frankfurt am Main kam auf einen Zuwachs von sechs Prozent, Düsseldorf und Dortmund legten um fünf beziehungsweise vier Prozent zu.

Die ostdeutschen IHK-Bezirke in Mecklenburg-Vorpommern und Mitteldeutschland hinken in punkto IT-Gründungsintensität weiter hinterher. Rostock verzeichnete einen Rückgang von 26 Prozent, Neubrandenburg büßte 25 Prozent ein und die Region Südthüringen kam auf schmerzliche minus 33 Prozent. Ebenso fielen Halle-Dessau (minus 21 Prozent), Magdeburg (minus 20 Prozent) und Leipzig (minus 23 Prozent) stark zurück.

Auch wenn die IHK-Bezirke München und Oberbayern (Gründungsintensität 3,9) sowie Darmstadt-Rhein-Main-Neckar (2,8) immer noch viele IT-Gründungen aufweisen können, so waren es 2006 bis 2009 doch deutlich weniger als in den vier Jahren davor. In München und Oberbayern fiel die Zahl um 13 und im Gebiet Darmstadt-Rhein-Main-Neckar sogar um 24 Prozent.

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