Wo bleiben Kontrollsummen und Abstimmverfahren ?

24.10.1975

NÜRNBERG -"Nach solchen Fällen überlegen wir pausenlos, was zu verbessern wäre - aber gegen Fälschung von Unterschriften ist kein Kraut gewachsen", erklärte der Leiter der Unterabteilung DV in der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg, Direktor Schaper. Ein 29jähriger Angestellter des Arbeitsamtes Rosenheim hat sich 146 000 Mark ergaunert: Er war im "Leistungsverfahren" tätig und leistete an sich selbst. Insgesamt 39mal markierte Ludwig Z. Lochkarten mit Adreßangaben von sich und zwei Freunden, den entsprechenden Kontonummern und Beträgen zwischen 2000 und 4000 Mark, fälschte auf der Karte die Unterschrift des "Anordnungsbefugten" und schickte sie an das Rechenzentrum der Nürnberger Bundesanstalt.

Dort wurde abgelocht und automatisch überwiesen. Angeblich weil zu den unrechtmäßig kassierten "Ausbildungsbeihilfen" und "Unterhaltszuschüssen" die aktenmäßigen Verfügungen fehlten, fiel der Schwindel, der von Mai 74 bis September 75 gedauert hatte, bei einer Revision auf. "Da müßten ja noch mehr Leute für die Verwaltung eingestellt werden, um auch solche Möglichkeiten auszuschalten", meint Schaper. "Wir zahlen pro Jahr etwa 30 Milliarden Mark mit DV aus - die Betrugsfälle, die mir in den sieben Jahren meiner Praxis begegnet sind, kann man an einer Hand abzählen, und das waren die DV-Systemfehler. Insgesamt sind die durch Betrug verursachten Schäden seit Übernahme des Geldieistungsverfahrens auf DV ständig zurückgegangen - früher beim manuellen Verfahren war es viel schlimmer." -py