Social Media und Unternehmensprozesse

Wo bleiben die Prozesse für soziale Medien?

19.10.2011
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

CW-Kommentar: Nun macht mal schön!

COMPUTERWOCHE-Redakteurin Karin Quack
COMPUTERWOCHE-Redakteurin Karin Quack
Foto: Joachim Wendler

Ohne IT sind heute weder Marketing noch Vertrieb denkbar; IT steckt in den Produkten, und erst die IT haucht den Prozessen Leben ein. Aber immer häufiger werden Produkte, Prozesse und sogar Anwendungen ohne die IT konzipiert. Das gilt vor allem für die kundennahen Prozesse. Hier fühlen sich die Fachbereiche zuständig. Die IT wird vor vollendete Tatsachen gestellt und mit einem "Nun macht mal schön!" an die Arbeit geschickt.

"Die IT muss unsere Wünsche erfüllen", so brachte die Kommunikations-Chefin des Schweizer Retail-Riesen Migros, Monica Glisenti, ihre Auffassung von einer funktionierenden Informatikabteilung auf den Punkt. "Ich habe ja früher auch nicht den Drucker gefragt, welches redaktionelle Konzept ich entwickeln soll", so die ehemalige Journalistin. Aus ihrer Sicht ist es ein "Riesenfehler", wenn Techniker über Inhalte entschieden.

Da mussten die anwesenden IT-Fachleute erst einmal schlucken. So unverblümt haben sie ihre Rolle als ausführendes Organ selten zugewiesen bekommen. Manch einer fühlte sich zu Unrecht in die Ecke des reinen Dienstleisters gedrängt.

Selber schuld! Möchte man ihm zurufen. Ziehen Sie sich den Schuh einfach nicht an. Wenn jemand seine Kompetenz allein auf der technischen Seite unter Beweis stellt, braucht er sich nicht zu wundern, dass er auf die Technik reduziert wird.

Selbstverständlich darf sich der CIO nicht anmaßen, mehr über den Vertrieb zu wissen als der Sales-Vorstand. Aber er sollte unbedingt genug darüber wissen, um beurteilen zu können, mit welchen neuen Techniken sich der Verkauf wie unterstützen lässt. Und mit diesem Wissen hinter dem Berg zu halten wäre unklug.

"Manchmal kommt die IT selbst mit Ideen", räumt denn auch Glisenti ein. Aber "manchmal" heißt wohl: "viel zu selten". Denn wer oft genug mit guten Ideen kommt, den kann man irgendwann nicht mehr ignorieren - selbst wenn das in einigen Unternehmen schon mal etwas länger dauert.

Karin Quack