Konkurrenz für etablierte Mobilfunk-Carrier in der Datenübertragung

WLAN-Roaming zwischen acht Ländern

18.07.2003
WIEN (CW) - Schneller als von vielen Branchenkennern erwartet, scheint sich das internationale Roaming auch bei den Hotspots zu etablieren. So schloss jetzt der östereichische Wireless-Internet-Service-Provider Metronet ein entsprechendes Abkommen mit dem skandinavischen Hotspot-Betreiber Telia Homerun. Den etablierten Mobilfunk-Carriern drohen damit die Felle im Auslandsgeschäft mit der mobilen Datenübertragung davonzuschwimmen.

Das Roaming, also beispielsweise die Nutzung eines deutschen Mobiltelefons im Ausland, sehen viele Experten als eine Grundvoraussetzung, damit sich öffentliche Wireless LANs (Hotspots) als Alternative zu den Mobilfunknetzen etablieren können. Angesichts der langwierigen Roaming-Verhandlungen zwischen den Mobilfunkbetreibern Anfang der 90er Jahre rechneten Kenner der WLAN-Szene noch vor kurzem mit entsprechenden länderübergreifenden Abkommen für Hotspots erst in ein bis zwei Jahren.

Dass sich das Hotspot-Business in diesem Punkt schneller weiterentwickelt als von vielen Auguren erwartet, zeigt die jüngste Ankündigung von Metronet und der Hotspot-Tochter des schwedischen Mobilfunkers Telia Mobile. Beide Unternehmen schlossen einen entsprechenden Roaming-Vertrag. Zudem will Metronet eigenen Angaben zufolge weitere Roaming-Abkommen mit europäischen und amerikanischen Providern treffen.

Im Zuge der Vereinbarung können Telia-Homerun-Kunden an 280 österreichischen Hotspots drahtlos ins Web. Metronet-Vertragskunden können an allen derzeit 480 Telia-WLAN-Knoten in acht Ländern (Schweden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien, Frankreich, Belgien, USA, Thailand) mit ihrer Benutzerkennung E-Mailen, Surfen oder VPN-gesichert Teleworking betreiben. Die Abrechnung der im Ausland verbrauchten Megabytes erfolgt dabei über die monatliche Metronet-Rechnung.

Der Auslandsservice steht vorerst ausschließlich Vertragskunden des österreichischen Service-Providers zur Verfügung. Der Datentransfer im Ausland kostet den Nutzer dabei je nach gewählter Tarifart zwischen 70 Cent und einem Euro pro übertragenes MB. Gebühren, die auf den ersten Blick hoch erscheinen. Aber laut Metronet entspricht ein MB rund 500 nur aus Text bestehenden E-Mails oder etwa einer Stunde Surfen im Internet.

Die Tarife relativieren sich auch, wenn man sie mit den Roaming-Gebühren von T-Mobile für die GPRS-Nutzung im Ausland vergleicht. So zahlt der GPRS-Nutzer, falls er über die Handy-Netze ins Internet geht, pro angefangenen 250-KB-Datenblock je nach Reiseland zwischen 1,49 und 3,99 Euro sowie eine Tagespauschale von 49 Cent. Im günstigsten Falle entrichtet der Surfer damit bei GPRS das Sechseinhalbfache gegenüber der Hotspot-Nutzung per Roaming. In Ländern wie Belgien ist die mobile Datenfreiheit per Handy-Netz dagegen sogar mehr als sechzehn Mal so teuer wie die Nutzung eines Telia-Hotspots in Brüssel.

Sollten sich weitere WLAN-Service-Provider auf entsprechende Roaming-Verträge einigen, dürfte die Mobilfunkbranche beim Auslandsgeschäft mit Datendiensten erheblich unter Druck geraten, denn das Hotspot-Sparpotenzial wird wohl auch kritische CIOs überzeugen. (hi)