Wissenslücken kosten Milliarden

11.07.2005
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Bernd Hilgenberg, IT-Leiter bei der Fressnapf Tiernahrungs GmbH in Krefeld, hält die Rotstiftpolitik vieler Unternehmen für eine Vermeidungsstrategie: "In den kommenden Jahren wird eine Reihe von ihnen nach dem Motto 'Lernen durch Schmerzen' handeln müssen." Seiner Ansicht nach ist es vorhersehbar, dass eine mangelhafte Weiterbildung etwa zur IT-Sicherheit Schäden anrichten wird. Wenn es Ausfälle gibt, wird man versuchen, diese Kenntnislücken punktuell und in großer Eile zu stopfen. Hilgenberg kritisiert, dass sich in der IT bisher keine kontinuierliche Weiterbildung etabliert hat, weil immer nur aufs neueste Budget geschaut wird: Eingesparte Weiterbildungskosten entlasten sofort die jeweilige Kostenstelle, daraus entstehende Gefahren werden ignoriert.

Wie stark Unternehmen in interne Schulungen investieren, hängt auch vom Geschäftsfeld ab. Firmen, die Innovationszyklen in der IT länger hinausschieben, benötigen weniger Schulungen als Unternehmen, die in einem dynamischen Umfeld tätig sind. Hilgenberg: "Wir fordern die Weiterbildung von unseren Mitarbeitern konsequent ein." Permanente Qualifizierung ist seiner Meinung eine wichtige Voraussetzung, um falsch konfigurierte Systeme oder Fehlentscheidungen in der IT zu verhindern oder zu verringern. Auf wenig Gegenliebe indes stoßen bei dem Fressnapf-Manager IT-Zertifizierungen als alleiniges Qualifizierungsmerkmal. Zertifikate würden lediglich bescheinigen, dass jemand einen bestimmten Kurs besucht hat, und nicht, ob er das Gelernte auch im Arbeitsalltag umsetzen kann. Hilgenberg: "Wenn wir uns bei der Einstellung neuer Leute zwischen einem potenziellen Mitarbeiter mit Praxiserfahrung und einem mit Zertifizierung entscheiden müssen, erhält der Berufserfahrene

den Vorzug, denn erst die Erfahrung macht den Unterschied." (iw)

*Ina Hönicke arbeitet als freiberufliche Journalistin in München.