IT im Automobilbau/Kommentar

Wissen macht Markt

14.09.2001
Helga Biesel Redakteurin CW

"Oberste Priorität haben Kundenwünsche." Auch der künftige Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Bernd Pischetsrieder, gab jetzt zu seinem Amtsantritt diese geläufige Erklärung ab. Dass er und die übrige Automobilindustrie es ernst damit meinen, dafür sprechen erhebliche Investitionen in immer aufwändigere Kommunikationslösungen. Zum einen unterstützen sie Vertrieb und Handel, zum anderen richten sie sich an den Endkunden, der über personalisierte Internet-basierende Services in den Informationsfluss zwischen Hersteller, Zulieferer und Händler eingebunden werden soll. Multi-Channel-Vertriebsstrategien und ihre Unterstützung durch IT stehen zurzeit im Mittelpunkt des Interesses (Seite 48).

Unterschiedliche Konzepte kennzeichnen erste realisierte Lösungen: Mal wurde ein "virtuelles Autohaus" installiert, einschließlich eines öffentlichen Konfigurators (Skoda), mal ein B-to-B-Portal auf Basis eines Virtual Private Network (VPN), das für 20 000 Mitarbeiter die Informations- und Kommunikationsplattform darstellt (Volkswagen AG). Die Daimler-Chrysler AG bietet ihren weltweit agierenden Händlern Web-basierende Presales-Informationen rund um gegenwärtige und künftige Automobile, die ständig aktualisiert werden. Die Stuttgarter wollen ihr System in Richtung Wissens-Management ausbauen.

Dies sind nicht die einzigen Beispiele, doch zeigen sie, wohin die Reise gehen könnte.

Parallel dazu entwickelt sich eine bunte Vielfalt von Endgeräten und personalisierbaren Tele-Services für den Autofahrer, was dem Handel auf lange Sicht Existenzsorgen bereiten wird (Seite 50). Sollten der direkte Kundenkontakt und der Direktvertrieb des Massenprodukts Auto das langfristige Ziel der Autobauer sein, dann dürften die heutigen Internet-gestützten Händlerplattformen nach ihrer Abschreibungsfrist wohl keine Neuauflage mehr erfahren.