CW-Kolumne

Wissen für alle!

04.03.2013
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Shareconomy lautet in diesem Jahr bekanntlich das CeBIT-Leitthema. Der Begriff ist nicht neu, er geht laut Wikipedia auf das Jahr 1984 und den Harvard-Ökonomen Martin Weitzman zurück.
Heinrich Vaske Chefredakteur CW
Heinrich Vaske Chefredakteur CW

„Share Economy“ besagt, dass sich der Wohlstand für alle erhöht, wenn Marktteilnehmer Wissen, Ressourcen und auch Risiken intelligent untereinander teilen.

Nun ist das mit dem Geben und Nehmen gerade in der IT-Branche so eine Sache. Das eine ist seliger als das andere, so viel wissen die Bibelkundigen unter uns. Aber in der IT-Industrie, insbesondere unter den großen Softwarehäusern mit ihren sagenhaften Profitmargen, spricht sich das nur langsam herum. Softwarepatente werden teuer gehandelt und eisern verteidigt, Gebrauchthändler unerbittlich verfolgt und abhängige Kunden mit teuren Support-Verträgen zur Kasse gebeten.

Das macht das Thema Shareconomy so verwirrend. Irgendwie scheint ein Fünkchen sozialistischer Utopie verwirklicht zu werden: Wissen für alle – restriktionsfrei und kostenlos. Bewegungen wie Open Source, Open Data, Open Access, Open Content, Open Science, Open Education, Open-Data-Nahverkehr (kein Scherz!)
scheinen das auch zu bestätigen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Wahrheit ist weniger romantisch. Erfolgreiche Unternehmen haben längst erkannt, dass Wissen der – leider flüchtige – Rohstoff ist, der in Zukunft über den Geschäftserfolg entscheidet. Es gilt, das im weltweiten Netz verfügbare, relevante Wissen einzusammeln. Manchmal ist es kostenlos zu haben, manchmal muss man dafür bezahlen – mit Geld oder mit eigenem Wissen.

Ein schönes Beispiel dafür, was Shareconomy bedeutet, lieferte auf dem Mobile World Congress der Autobauer Ford: Binnen eines Monats haben sich 2500 App-Entwickler für das „Ford Developer Program“ registriert, um Apps zu entwickeln, die auf das sprachgesteuerte Konnektivitätssystem Ford SYNC zugreifen und so
die Web-Nutzung im Auto erleichtern. Nicht unwahrscheinlich, dass wir diese Art von Ankündigungen
in Hannover öfter sehen werden.