Arbeitsmarkt

Wirtschaftskrise und Fachkräftemangel

04.03.2009
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
In der IT sind Mitarbeiter gefragt, die ihre Branchen- und Technikkompetenz im Team zur Geltung bringen.

Von den Verwerfungen der Wirtschaftskrise bleibt die IT-Branche nicht verschont - oder doch? Die Signale aus dem IT-Arbeitsmarkt sind widersprüchlich und schwer zu verstehen. Einerseits wollen große Arbeitgeber wie SAP und Microsoft im großen Stil Arbeitsplätze streichen. Andererseits klagt die Branche nach wie vor über Fachkräftemangel. Zwischen diesen wirren Meldungen ist es für Berufseinsteiger und Jobsuchende schwer abzuschätzen, wo sie einen passenden und zugleich sicheren Arbeitsplatz finden.

Das CeBIT-Forum Jobs und Karriere in der Halle 6 (Stand C24) schafft Klarheit, hier sind Jobsuchende gut aufgehoben. Rund 30 Firmen werben um IT-Fachkräfte; die ergänzende Rahmenveranstaltung mit Vorträgen und Diskussionsrunden gibt Bewerbern Tipps und Orientierung. Vor allem ordnen die Unternehmen die sich widersprechenden Nachrichten aus der IT-Industrie ein. "Es gibt kaum noch ein Unternehmen, das ohne Informationstechnologie auskommt. Die Zukunft der gesamten Wirtschaft liegt in der Effizienzsteigerung, die die IT schafft. Wir arbeiten in einer wachsenden Branche", betont Oliver Tuszik, Vorstandsvorsitzender von Computacenter in Deutschland. Die schlechte Nachricht ist, dass das Stellenangebot schrumpft. Laut Bitkom-Zählung gab es im September 2008 etwa 45 000 offene IT-Stellen. Diese Zahl hat sich mittlerweile auf geschätzte 10 000 unbesetzte Arbeitsplätze reduziert.

Die Branche kann sich also den Turbulenzen der Wirtschaftskrise nicht vollends entziehen, eine Arbeitsplatzgarantie will folglich kein Unternehmen aussprechen. Es gibt aber Segmente, die verlässliche Beschäftigung versprechen. Insbesondere die Anwenderunternehmen erweisen sich als sicherer Hafen. Maschinen- und Automobilbauer sowie Unternehmen der Logistikbranche sind zwar vom wirtschaftlichen Abschwung gebeutelt, ihre Investitionen in langfristig wirkende IT-Projekte scheinen aber ungebrochen. "Anwenderunternehmen sind sehr attraktive Arbeitgeber", sagte Stefan Pfisterer, beim Bitkom zuständig für Arbeitsmarktfragen. "Sie bieten Stellen an der Schnittstelle zwischen betriebswirtschaftlichem und informationstechnischem Know-how. Die Mitarbeiter eignen sich eine Branchenkompetenz an, die sehr gefragt ist." Die Renaissance der Anwenderunternehmen als attraktiver Arbeitgeber bestätigt auch Hans-Joachim Popp, CIO des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) in Köln: "In der Krise spüren wir eine deutliche Verbesserung unserer Situation. Wir verlieren nicht mehr so schnell wir früher die fitten Mitarbeiter."

Die Unternehmen bewahren sich damit gute Entwicklungsmöglichkeiten, denn nach der Krise brauchen sie die qualifizierten Mitarbeiter. "Der Aufschwung kommt gewiss", zeigt sich Hans Joachim Weis von der IG Metall optimistisch. "Wer heute in die Fortbildung seiner Mitarbeiter investiert, kann sofort durchstarten, wenn es wieder aufwärts geht." Gefragt sind dafür Softwareentwickler, die interdisziplinär und gemeinschaftlich arbeiten. "Programmieren ist Teamarbeit. Wer sich in der Arbeitsgruppe nicht durchsetzen und seine Kollegen nicht von den eigenen Idee begeistern kann, ist fehl am Platz", beschreibt Frank Widmayer, Personalvorstand beim CRM-Hersteller CAS Software. Noch konkreter und anspruchsvoller formuliert Popp das Anforderungsprofil: "Ein Projekt-Manager gleicht einem Teller-Jongleur. Er muss in Krisensituationen kühlen Kopf bewahren, und ein Team nervenstark aus schwierigen Situationen heraus führen. Das lässt sich erlernen. Und wer das kann, muss sich um seinen Job keine Sorgen machen."