COM mit glänzender Zukunft:

Wirtschaftlicher als Plattenspeicher-Gigaten

18.02.1977

HAMBURG/MÜNCHEN (CW) - COM und Mikrofilm sind noch nicht ausgereizt: Weder von der technischen Leistung her noch vom Anwendungsbereich. So findet die Diskussion um Optimallösungen stets neue Nahrung. Trocken stellte Dipl.-Ing. Klaus W. Otten, Xenia, USA, auf dem 3. europäischen Mikrofilm-Kongreß in Hamburg fest: "In der Praxis beruhen die meisten vorteilhaften COM-Anwendungen auf der geschickten Synthese COM-bedingter Datenausgabevorteile und mikrofilmbedingter Organisations- und Kostenvorteile."

COM-Fan Otten schwärmt von System-Ausgabeleistungen, die im Durchschnitt etwa eine Zehnerpotenz höher liegen als die elektromechanischer Schnelldrucker und Plotter. Dabei lassen sich zwei Trends für die COM-Recorder-Technologie ausmachen: "Die Bedienbarkeit zu automatisieren und die Datenausgabe universeller zu gestalten", so daß sich die Ausgabe nicht auf entweder Fiches oder. . . beschränkt.

Gerhard Walter von der Kodak AG in Stuttgart resümierte, daß der Mikrofilm gegenüber 1972 (mit 88 Prozent) bei mittleren und größeren Kreditinstituten 100 Prozent Bekanntheitsgrad erlangt hat, während Behörden in der Regel keine Ahnung von COM haben und höchstens zu zwei Prozent an der Mikrofilmtechnik partizipieren. Die Markteindringungstiefe beträgt nach der Kodak-Analyse: 60 Prozent bei Kreditinstituten, 50 Prozent bei Versicherungsunternehmen und 35 Prozent bei der Mittelund Groß-Industrie. Überraschend zögernd wird der Mikrofilm gegenüber produktionstechnischen Anwendungssektoren in den kaufmännischen Bereichen der Industrie eingesetzt: Nur 10 Prozent der Betriebe verfilmen in der Buchhaltung, 9 Prozent im Verkauf, im Personalsektor sind es 7 Prozent und im Einkauf 5 Prozent.

Optimismus versprühte Informatik-Papst Prof. Dr.-Ing. Karl Steinbruch über die COM-Zukunft. Denn: "Das Fassungsvermögen des menschlichen Gedächtnisses wird sich sicher nicht ändern, aber die Menge der zu speichernden Informationen wird weiter zunehmen." Er rechnete vor, daß Mikrofilmsysteme mit nur 10 000 Mikrofiches bereits jetzt über eine wesentlich größere Speicherkapazität verfügen als jene erst in den nächsten Jahren verfügbaren Plattenspeichersysteme mit bis zu 10 Gigabyte Speicherkapazität: "Solche Systeme sind aber nach Kosten, Raumbedarf und Wartung um Zehnerpotenzen anspruchsvoller als Mikrofilmsysteme".

Daß Mikrofilm die Grundvoraussetzung bedeutet, "dem Informationsbedarf unter dem Postulat Wirtschaftlichkeit" gerecht zu werden, diese These formulierte Professor Dr. Helmut Arntz aus Bad Honnef auf dem Kongreß. Die Anwender müssen sich aber darüber klar sein, daß der Markt "Information, Dokumentation, Kommunikation" zu klein ist, um eine ausschließlich auf ihn ausgerichtete Produktion ökonomisch vertretbar erscheinen zu lassen. Die Angebotspalette könnte aber, wenn die Benutzerbedürfnisse deutlich gemacht würden, sehr oft den spezifischen Informationsbedürfnissen angepaßt werden, ohne den Kostenrahmen zu sprengen.