Wirft Audi seine Blackberrys raus?

08.06.2005
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Solange noch nicht die Entscheidung für ein anderes Produkt gefallen ist, bemüht sich Jung, das Risiko zu reduzieren. Derzeit würden verschiedene Lösungsansätze diskutiert. Rim zeige sich hier durchaus gesprächsbereit. Audi wolle in den kommenden zwei Monaten eine Entscheidung treffen, wie es weitergeht. Vertreter von Rim wollten zum Stand der Verhandlungen bis Redaktionsschluss keine Stellung beziehen. Immerhin betrifft dieses Problem nicht nur den VW-Konzern, sondern alle Blackberry-Nutzer.

In der Tat beäugen derweil die Sicherheitsverantwortlichen vieler Unternehmen mit großem Argwohn den E-Mail-Push-Dienst. Gerade Automobilhersteller sind in Sachen Industriespionage hellhörig. Aber auch zahlreiche Firmen in Frankreich, die angesichts der getrübten politischen Beziehungen zu den USA Überwachung durch US-Geheimdienste fürchten, stellen momentan die mobilen Mail-Devices verstärkt auf den Prüfstand.

"Für uns verbietet sich der Blackberry-Einsatz in allen sensiblen Bereichen", warnt Ingo Kempmann, Kriminaloberkommissar des Dezernats Wirtschaftsschutz im Niedersächsischen Landesamt für Verfassungsschutz. Vor allem die Routing-Architektur Rims mit drei weltweiten Zentren in Großbritannien, Kanada und Asien bereitet den Behörden Kopfzerbrechen. Dies bedeute, dass für das Routing-Center in London, über das der europäische Blackberry-Verkehr geleitet wird, englisches Recht gelte, erläutert Kempmann. Zwar genieße der Datenschutz auf der Insel einen ähnlich hohen Stellenwert wie in Deutschland. Jedoch könnten Sicherheitsbehörden unter Berufung auf einen "Welfare-Act" relativ problemlos auf geschützte IT-Infrastrukturen zugreifen. Diese Regelung erteile Geheimdiensten im Grunde einen Persilschein, indem sie sich darauf berufen können, zum Wohle des englischen Volkes zu handeln. Und dazu zählt natürlich auch die eigene Wirtschaft.