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Wird SCOs Linux-Argumentation löchrig?

30.07.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Es hat den Anschein, als habe mindestens ein früherer Mitarbeiter der SCO Group - vormals Caldera - maßgeblich und sehr aktiv an der Weiterentwicklung von Linux mitgearbeitet. Dies könnte dem Unternehmen bei seiner Drei-Milliarden-Dollar-Klage gegen IBM Probleme bereiten. Darin wirft SCO den Armonkern vor, sie hätten urheberrechtlich geschützten Unix-Code mutwillig der Open-Source-Gemeinde überlassen.

Konkret geht es einem Bericht von "Computerwire" zufolge um den Deutschen Joachim Hellwig, der zwischen September 2000 und April 2002 als "Kernel Engineer Unix/Linux Integration" für Caldera International oder genauer die Caldera Deutschland GmbH arbeitete. Hellwig taucht unter anderem auch bis Oktober 2001 in Mailing-Listen zum Journal File System (JFS) auf - einer der Linux-Komponenten ab Kernel 2.4, an denen SCO dem Vernehmen nach Rechte geltend macht.

Einem SCO-Sprecher zufolge steuerte Hellwig zum Linux-Kernel allerdings nicht den umstrittenen und unter NDA verschiedenen Analysten, Investoren und Resellern gezeigten Code bei. "Das ist nicht der Code, den wir IBM vorwerfen veröffentlicht zu haben - dabei ging es um Beiträge zum Bootloader", so der SCO-Mann. Hellwig war aber offenbar weit aktiver. Nach Angaben auf der Website der UK Unix User Group etwa ist er seit 1995 mit Linux involviert und hat an zahlreichen, großteils Kernel-bezogenen Open-Source-Projekten mitgewirkt. In den Trees für die Kernel-Version 2.4 und 2.5 gehöre er jeweils zu den zehn aktivsten Mitwirkenden. Speziell die Kernel ab Release 2.4 sind SCO ein Dorn im Auge, weil ihre SMP-Fähigkeiten von Unix System V abgekupfert sein sollen. (tc)