Arbeitsplatz der Zukunft

Wird das Büro überflüssig?

08.07.2012
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

5. Sicherheit fördern und fordern

Sicherheitsbedenken gehören immer noch zu den größten Hindernissen für mehr Mobilität und Flexibilität in der Arbeitswelt. Laut einer Umfrage des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist der "Umgang mit Smartphones" für die Unternehmen das mit Abstand wichtigste IT-Sicherheitsthema. Eine mögliche Lösung ist das so genannte Sandbox-Konzept: Dabei kann der Mitarbeiter sich von überall einloggen und Firmendaten ansehen und bearbeiten, aber nicht lokal herunterladen. Für zusätzliche Sicherheit sorgen regelbasierte Zugriffskonzepte, die genau festlegen, wer welche Daten nutzt. Und um den Verlust sensibler Daten zu verhindern, setzt beispielsweise der Software-Hersteller CA Technologies auf Geo-Tracking. Dieses System schlägt sofort Alarm, wenn es unplausible Anmeldevorgänge bemerkt.

6. Qualitätsstandards setzen und einhalten

Hochwertige Technologie ist nicht nur für die Realisierung ausgeklügelter Sicherheitskonzepte, sondern auch für die Qualität der Arbeitsergebnisse ein Muss. Nur mit leistungsfähigen Netzen lässt sich sicherstellen, dass in einer Videokonferenz Sprache und Bild synchron bei den anderen Teilnehmern ankommen. Ist das nicht der Fall - hier reichen bereits Abweichungen von Sekundenbruchteilen - stört dies die Aufmerksamkeit der Teilnehmer und beeinträchtigt die Produktivität des Meetings. Es lohnt sich deshalb für Unternehmen, wenn sie virtuelle Meetings nicht einfach im "offenen Internet" abhalten, sondern Plattformen erfahrener Dienstleister benutzen, auch wenn der Zugang über das Web erfolgt.

7. Konsequent wirtschaftlich denken und handeln

Die Schaffung von Home Offices und anderen mobilen Arbeitsformen hat nichts mit sozialem Engagement zu tun. Es geht um messbare wirtschaftliche Vorteile. Mitarbeiter und Büros sind in vielen Unternehmen die größten Posten in der Bilanz. Durch einen Mix aus Home-Office, Großraumbüros, Besprechungs- und Team-Räumen lassen sich die Ausgaben in dem Bereich um zehn bis 20 Prozent senken. Wichtig ist, die Kosten für die mobile Nutzung der Geräte im Griff zu behalten.

Nicola Millards Ratschläge basieren auf ihrer Erfahrung mit der Einführung von "Agile Working" als Firmenkultur bei BT. So arbeiten in Deutschland bereits 17 Prozent der BT-Mitarbeiter überwiegend im Home Office. Insgesamt nutzen zwei Drittel der Kollegen die Möglichkeit, gelegentlich oder regelmäßig von zu Hause oder unterwegs zu arbeiten. Sie haben die Auswahl aus drei Modellen. Variante eins ermöglicht Heimarbeit ein bis zwei Tage in der Woche, Variante zwei zwischen 40 und 60 Prozent und Variante drei mehr als 60 Prozent der Arbeitszeit. "BT misst die Mitarbeiter an ihren Leistungen und Ergebnissen. Dafür erhält jeder Mitarbeiter seine Zielvereinbarung. In Abstimmung mit dem Vorgesetzten können die Mitarbeiter das für sie passende Arbeitszeitmodell wählen", erklärt Constanze Dressler aus der BT-Personalabteilung.

Diese Flexibilität ist entscheidend. Denn selbst perfekte Arbeitsbedingungen im Home-Office sind allein kein Garant dafür, dass die Mitarbeiter dort dauerhaft zufriedener und produktiver arbeiten oder weniger krank sind. Um solche Vorteile in der Praxis zu realisieren, müssen die Kollegen in die Gemeinschaft des Unternehmens eingebunden werden. Das gelingt durch regelmäßige Teilnahme an Besprechungen im Unternehmen, gemeinsame Workshops oder auch die Möglichkeit, bestimmte Tätigkeiten im Unternehmen zu verrichten und dabei in Teeküche, Cafeteria und Aufenthaltsräumen am gesellschaftlichen Leben im Unternehmen teilzunehmen. Das Aussterben des Firmenbüros bis 2021 ist also noch nicht besiegelt. Aber es wird sich den neuen Anforderungen der Arbeitswelt genauso anpassen müssen wie seine Benutzer.