Interview

"Wir wollen mit der IBM gleichziehen"

20.02.1998

CW: CA ist bislang dafür bekannt gewesen, vom Erwerb angeschlagener Unternehmen und deren Kunden zu leben. Erst in den vergangenen zwei, drei Jahren sind mit "Unicenter" und jetzt "Jasmine"* technische Eigenleistungen in den Vordergrund getreten. Wollen Sie jetzt Lösungsanbieter werden?

Rittinghaus: Wir haben immer überlegt, welche Produkte am Markt sich sinnvoll in unsere Palette eingliedern lassen. In letzter Zeit sind das zunehmend auch Technologiefirmen.

CW: Ich habe nach den Perspektiven durch die mögliche CSC-Übernahme gefragt.

Rittinghaus: Wir komplettieren damit unser Angebot. Unsere Technik, insbesondere Unicenter, muß in die Unternehmens-DV unserer Kunden integriert werden.

CW: Sollen dann Tausende von Servicespezialisten auf System-Management umgeschult werden?

Rittinghaus: Systemintegration ist nur ein Teil des Dienstleistungsgeschäfts. CSC könnte seine Outsourcing-Erfahrungen einbringen. Aber auch da kommt Unicenter ins Spiel.

CW: Wir kommen immer wieder auf Unicenter zu sprechen. Ist es vielleicht so, daß Sie gegenüber der IBM, ihrem Hauptkonkurrenten im System-Management-Bereich, im Nachteil waren, weil Sie Ihr Produkt nicht im Paket mit Dienstleistungen anbieten konnten?

Rittinghaus: Es ist nicht so, daß wir CSC brauchen, um stockende Unicenter-Implementierungen wieder flottzumachen. Tatsächlich geht es aber wie bei IBMs "TME 10"** auch bei Unicenter nicht ohne umfassende Beratung und Dienstleistung.

CW: Noch einmal: Wollen Sie mit Big Blue gleichziehen?

Rittinghaus: Ja, wir hätten mit CSC eine eigene Service-Einheit.

CW: Warum möchten Sie das Partnerkonzept ausmustern?

Rittinghaus: Die Kunden wollen möglichst einen einzigen Ansprechparter, damit sie wissen, an wen sie sich wenden sollen. Und auf Neutralität gegenüber dem Softwarehersteller kommt es nach einer Entscheidung für ein Netz- und System-Management kaum mehr an.

CW: CSC will sich aber offensichtlich nicht aufkaufen lassen.

Rittinghaus: Es muß noch geklärt werden, ob CSC nicht doch übernommen werden möchte.

CW: CSC-Manager sagen, sie würden sich mit allen Mitteln gegen die Übernahme wehren.

Rittinghaus: Natürlich gibt es Manager, die damit nicht unbedingt einverstanden sind.

CW: Worüber haben Sie dann zwei Monate lang verhandelt?

Rittinghaus: Die Gespräche waren sehr offen, kooperativ und resultierten in dem Kaufangebot von vergangener Woche...

CW: ... das aber offensichtlich nicht abgesprochen war.

Rittinghaus: Bei den meisten Punkten ist Einigung erzielt worden, nicht jedoch beim Preis.

CW: Werden Sie noch nachlegen?

Rittinghaus: Das hängt von dem Preislimit ab, das bei uns intern festgelegt wurde.

CW: Wäre es nicht normal, den Preis mit dem Vorstand des Übernahmekandidaten zu verhandeln, bevor man damit an die Öffentlichkeit geht?

Rittinghaus: Man hat den Vorstand gleichzeitig mit den Aktionären verständigt.

CW: Sie sind also zu einer feindlichen Übernahme bereit?

Rittinghaus: Dazu käme es erst, wenn der Vorstand unser Angebot ablehnt.

CW: Was geschieht, wenn die Übernahme scheitert?

Rittinghaus: Entweder wir erhöhen das Angebot, oder alles bleibt beim alten.

CW: CA ist bekannt für seine harte Personalpolitik nach Übernahmen. Haben Sie auch über die Zukunft der jetzigen CSC-Mitarbeiter verhandelt?

Rittinghaus: In einem offenen Brief an Vorstand und Mitarbeiter haben wir allen Mitarbeitern einen Arbeitsplatz angeboten. Das war früher teilweise anders, wenn wir etwa einen harten Mitbewerber aufgekauft haben.

CW: CA ist zwar eine in Akquisitionen erfahrene Firma, aber CSC hat immerhin viermal so viele Mitarbeiter wie Sie. Übernehmen Sie sich hier nicht?

Rittinghaus: Auf alle Fälle betreten wir damit Neuland. Bislang waren wir in erster Linie ein Produktlieferant. Mit CSC steigen wir ins Beratungs- und Dienstleistungsgeschäft ein, und dabei geht es um ein umfassendes und komplettes Lösungsangebot.

* Unicenter ist eine Lösung für System- Mangement, Jasmine eine objektorientierte Datenbank.

** TME 10 ist das Konkurrenzprodukt der IBM zu CAs Unicenter.