"Wir wollen in Deutschland die Nummer eins werden"

23.08.2005
Alain Bandle, neuer Chef von Dell Deutschland und Österreich, sprach mit CW-Redakteur Jan-Bernd Meyer.

CW: Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung von Dell in Deutschland?

Bandle: Wir sind hierzulande bei Unternehmen mit 100 und mehr Mitarbeitern unter Einbeziehung der Bereiche Government und Education mit einem Anteil von 23,7 Prozent Marktführer, wenn man alle Rechnertypen berücksichtigt, also Desktops ebenso wie Notebooks und Intel-basierende Server. So haben es jedenfalls die Marktforscher von IDC errechnet. Wir sind - ebenfalls nach IDC - im zweiten Quartal 2005 in Deutschland bei Intel-basierenden Systemen um 43,7 Prozent gewachsen, der Markt allgemein hat dagegen nur um 9,5 Prozent expandiert. Bei Servern hat Dell um 50 Prozent zugelegt, der Markt nur um 13,3 Prozent. Mit einem Satz: Dell entwickelt sich auch hierzulande in die richtige Richtung.

CW: Dell ist seit 1988 in Deutschland vertreten, hat es bis auf den heutigen Tag aber in keinem einzigen Produktsegment an die Spitze geschafft. Wird das noch was?

Bandle: Ich sage Ihnen ganz klar: Wir wollen die führende Position in Deutschland einnehmen. Wann das sein wird, werde ich nicht sagen. Aber es ist eindeutig unsere Ambition, die Nummer eins zu werden. Immerhin sind wir im letzten Quartal bei Gesamtsystemen in Deutschland schon von Platz fünf auf Platz vier vorgerückt.

CW: Kevin Rollins, Dells weltweiter Chef, hat ja vor einem Jahr schon ein sehr ambitioniertes Ziel ausgegeben, als er sagte, Dell werde 2007 einen Umsatz von 60 Milliarden Dollar erreichen…

Bandle: Dieses Ziel werden wir bereits nächstes Jahr erreichen. Kevin geht davon aus, dass wir in den kommenden drei bis vier Jahren 80 Millionen Dollar Umsatz verwirklichen können.

CW: Kann Deutschland sich an diese Entwicklung anhängen?

Bandle: Die Manager bei Dell sind sehr ambitioniert. Das europäische Management-Team will, dass unsere Firma um 25 Prozent wächst und den Umsatz in den kommenden drei Jahren verdoppelt. Die gleiche Wachstumserwartung gilt auch für Deutschland. Es gibt überhaupt keinen Grund, an dieser Zielvorgabe zu zweifeln.

CW: Wo sehen Sie denn Wachstumspotenziale für Dell, die solche beträchtlichen Steigerungen auch hierzulande realistisch erscheinen lassen?

Bandle: Zunächst einmal: Wir sind in Deutschland jetzt eine 1,5 Milliarden Dollar große Firma. Und in drei Jahren werden wir eine Drei-Milliarden-Dollar-Company sein. Fakt ist zudem: Dell muss, um zu wachsen, nicht diversifizieren. Wir können uns im ausreichenden Maß steigern mit dem, was wir jetzt machen. Wir wollen in den Bereichen, in denen wir tätig sind, schnell in eine führende Position kommen. Denn das Leben on top ist einfach lustiger.

CW: Also kein aggressives Engagement etwa bei Dienstleistungen? Bis auf hardwarenahe Wartung bietet Dell im Gegensatz zu IBM oder Hewlett-Packard diesbezüglich nichts an. Reicht solche Zurückhaltung, wenn man sich gleichzeitig zu einem Großen der IT-Branche aufschwingen will?

Bandle: Richtig ist: Business-Consulting und Systemintegration ist nicht unser Thema. Das gehört nicht zu unserer Kernkompetenz. Wir werden deshalb auch nicht in Outsourcing investieren, also ganze IT-Abteilungen kaufen samt deren Mitarbeitern. Das wäre ein direkter Widerspruch zu dem, was Dell bisher tut.

Allerdings bieten wir sehr wohl Beratungsdienstleistungen in Bezug etwa auf Migrationsprojekte an, zum Beispiel den Umstieg von Lotus Notes auf eine Microsoft-Umgebung. Wir reden auch über die Konsolidierung von Server- und Storage-Landschaften.

CW: Kann es sein, dass Dell sich aufgrund fehlender Kompetenz im Dienstleistungssegment zurückhält? Immerhin soll ja das Call-Center in Bratislava ziemlich überfordert gewesen sein.

Bandle: Wir hatten dort keine Probleme. Es gibt einen Test der Stiftung Warentest zu Call-Centern für PC-Belange. Da hat Dell am besten abgeschnitten. Und auch bei unseren Kundenzufriedenheitstests steht Bratislava sehr gut da.

CW: Apropos Service: Ist nicht Halle an der Saale als Dienstleistungszentrum geplant?

Bandle: Halle wird unser Verkaufszentrum. Zudem werden wir da einen technischen Support aufbauen. Außerdem wollen wir von Halle aus den öffentlichen Sektor bedienen. Bis Ende 2005 wollen wir 300 Mitarbeiter anheuern, in den kommenden zwei bis drei Jahren sollen es insgesamt rund 1000 Leute werden.

CW: Wieso eigentlich Halle? Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hat doch gerade erst festgestellt, dass die schlausten Köpfe in Bayern zu finden sind und eben nicht in den neuen Bundesländern?

Bandle: Uns war die Ausbildung und die Motivation der Mitarbeiter sehr wichtig. Und beides ist in Halle sehr gut.