"Wir wollen eine homogene DV-Umgebung schaffen" CW: Die Computer 2000 AG reorganisiert ihre komplette Logistik. Was steckt hinter dem Projekt?

11.11.1994

Krischik: Wir fuehren die SAP-Software R/2 ein - von der Materialwirtschaft ueber Personal bis hin zu Kosten- und Finanzrechnung. Wir schaffen eine einheitliche Datenbankstruktur, um weltweit auf Knopfdruck zu wissen, welche Bestaende in den einzelnen Laegern vorhanden sind.

CW: Alle Welt spricht von R/3, aber C 2000 fuehrt die Mainframe- Loesung R/2 ein...

Krischik: Als wir vor drei Jahren mit der Planung begannen, war noch nicht daran zu denken, eine Client-Server-Architektur aufzubauen. Wir haben den Markt lange untersucht. Von R/3 hing allenfalls ein Bratenduft in der Luft. Nach unseren Erkenntnissen waere R/3 auch heute noch nicht ausreichend fuer uns - weder hinsichtlich der Integration noch der einzelnen Module. Wir wuerden, wenn wir jetzt die Entscheidung fuer einen sofortigen Einsatz zu treffen haetten, wieder auf R/2 zurueckgreifen.

CW: R/2 gilt als aussterbendes Produkt. Ueberspitzt gesagt: Sie bauen ihre wettbewerbskritische Datenverarbeitung auf einem veralteten Anwendungssoftware- und Hardware-Equipment auf...

Krischik: Der Meinung bin ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass SAP Ihnen heute empfehlen wuerde, einen Konzern, der im abgelaufenen Geschaeftsjahr 3,8 Milliarden Mark erwirtschaftet hat, mit den bis dato vorhandenen R/3-Modulen abzuwikkeln. Fuer uns ist die R/2-Loesung in der jetzigen Struktur voellig akzeptabel. Wenn R/3 mehr Moeglichkeiten bietet, werden wir wechseln beziehungsweise Kombinationen nutzen.

CW: SAP lenkt ihre R/2-Kunden mit der Publikation entsprechender Migrationsstrategien schon heute in Richtung R/3. Fuer C 2000 heisst das: Noch bevor Sie Ihr Logistikkonzept wirklich auf die Reihe bekommen haben, muessen Sie schon wieder ueber eine neue Software nachdenken.

Krischik: Warum? Wenn das System gut funktioniert, werde ich einen Teufel tun. Wir sehen das unter einem wertanalytischen Gesichtspunkt: Die Daten muessen blitzschnell auf dem Tisch liegen, es geht um den Leistungs-Output. Wenn der Buchhalter einen Forderungseingang verbucht, dann spielt es keine Rolle, ob er das mit R/2 oder R/3 tut.

CW: Wie stark greifen Sie modifizierend in die Software ein?

Krischik: Wir haben etwa 40 tiefgehende Aenderungen vorgenommen.

CW: Sehen Sie dem ersten Release-Wechsel bereits mit Sorge entgegen?

Krischik: Das Problem ist bekannt. Aber wichtiger ist doch, dass die Software unser Geschaeft optimal unterstuetzt.

CW: Welche DV-Umgebung loest C 2000 ab?

Krischik: Wir haben in Deutschland mit Minicomputern der HP3000- Reihe gearbeitet. Dabei kamen die Produkte "Audial" und "Dibac" von AC-Service zum Einsatz, die in Spanien, Belgien, Holland und Portugal eingesetzt wurden. In anderen Laendern hatten wir andere DV-Umgebungen. Deswegen ist dieses Projekt so wichtig fuer uns: Wir wollen eine homogene DV-Umgebung schaffen.

CW: Mit welchem Rechenzentrum arbeiten Sie zusammen?

Krischik: Wir werden unsere Niederlassungen der einzelnen Laender an das Debis-Rechenzentrum in Muenchen anbinden. Das gilt fuer 25 bis 30 Gesellschaften in anderen Laendern. Von Debis nutzen wir ausschliesslich die Hardware, die strategische und die Steuerungshoheit bleiben in unseren Haenden. Wir haben ein eigenes SAP-Team gebildet, das das noetige Know-how hat und mit Unterstuetzung von Consulting-Firmen die Einfuehrung bewerkstelligen wird.

CW: Warum haben Sie sich fuer Outsourcing entschieden?

Krischik: Wir haetten uns verhoben, wenn wir neben der Restrukturierung der Logistik und der Einfuehrung der neuen Software auch ein eigenes Rechenzentrum aufgebaut haetten. Wir verfuegen aufgrund unserer kurzen, aber stuermischen Firmengeschichte ueber keinerlei Faehigkeiten im Mainframe- Operating. Debis dagegen weiss, wie ein Grossrechner laeuft. Ausserdem koennen wir durch den Vertrag sehr gute Backup-Moeglichkeiten nutzen.

CW: Wieviel kostet Sie das Projekt?

Krischik: Das bewegt sich in zweistelliger Millionenhoehe. Bei einem Umsatz von knapp vier Milliarden Mark ist das okay.

Mit Dr. Harry Krischik, Vorstandsmitglied der Computer 2000 AG, Muenchen, sprach CW-Redakteur Heinrich Vaske