IBM-Chef Jetter

"Wir sind permanent auf dem Trimm-dich-Pfad"

17.02.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

SOA braucht Standards

CW: Einem anderen Hype, nämlich SOA, scheint dagegen die Puste auszugehen. CIOs sagen, sie können das Thema nicht mehr hören. Sehen Sie das auch so?

JETTER: Man könnte das denken, und auch aus der einen oder anderen Diskussion mit Kunden hören wir Ähnliches heraus. Beklagt wird in erster Linie die Komplexität der SOA-Thematik. Andererseits sagen Marketiers gern: Wenn jemand etwas nicht mehr hören kann, dann ist es angekommen. Aber ernsthaft - wir machen nach wie vor interessante SOA-Projekte. Ich sehe gute Chancen, SOA als Standard dauerhaft zu etablieren. Natürlich versuchen verschiedene Hersteller, ihre Sicht durchzusetzen. Daraus resultiert auch ein Teil der Komplexität und begrifflichen Verwirrung. Doch letztendlich gibt gerade SOA den Kunden die Entscheidungsfreiheit über ihre Anwendungslandschaft zurück. Es stünde uns als Branche gut zu Gesicht, hier für offene Standards zu sorgen.

CW: Das große Thema auf der CeBIT im vergangenen Jahr war Green IT. Wie geht es damit aus Ihrer Sicht weiter?

JETTER: Wir machen gute Fortschritte. Green IT war keine Eintagsfliege und schon gar kein Hype-Thema. Ökonomie und Ökologie sind den CEOs gleichermaßen wichtig. Eine unserer Studien belegt das ungebrochene Interesse an grünen Themen. Das pflanzt sich weiter fort. Auch in unserer Infrastruktur. Mit Konsolidierung, Virtualisierung und Services rund um unsere energie- und materialeffizienten Rechenzentren geben wir die richtigen Antworten. Wir nennen das Dynamic Infrastructure. Entscheidend ist, dass sich die Investitionen rechnen. Hier haben wir gute Argumente auf unserer Seite und können das auch belegen. Die Zertifizierung von Rechenzentren, die wir gemeinsam mit dem TÜV und der Dekra vorantreiben, wird hier einen guten Beitrag leisten. Das ist die Seriosität, die das Thema verdient.

CW: Ein Wort zu den Services: Business Process Outsourcing (BPO) hat in Deutschland nie richtig abgehoben. Wie beurteilen Sie das, und welche Trends sehen Sie ganz allgemein im Outsourcing?

JETTER: Der BPO-Markt hat sich hierzulande nicht so entwickelt, dass man von einem Durchbruch sprechen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob das Thema nun durch die Krise einen zweiten Wind bekommt. Bisher liegt der Schwerpunkt der Nachfrage jedenfalls eher im angelsächsischen Markt. Durch unsere globale Zusammenarbeit und Integration bleiben wir hier aber trotzdem auf Ballhöhe. Insgesamt sehen wir einen klaren Trend zu kosteneffizienten Lösungen in der kompletten Leistungskette - von Infrastruktur- und Anwendungs-Outsourcing über Testing bis zu Kapazitäts-Balancing oder Erneuerung von Applikationen.