Jürgen Walter, Fujitsu Technology Solutions

"Wir sind die Alternative zu den US-Anbietern"

27.03.2013
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Unruhige Zeiten bei Fujitsu Technology Solution: Das Unternehmen will 5000 Mitarbeiter entlassen. CW-Redakteur Joachim Hackmann hat Jürgen Walter, Chief Corporate Development Officer des Unternehmens, nach den Gründen gefragt.

CW: Das Server-Geschäft ist ein wichtiges Standbein für Fujitsu Technology Solutions. Wie lautet Ihre Bilanz des vergangenen Jahres?

Jürgen Walter, Fujitsu: Wir müssen auf den wachsenden Wettbewerbsdruck reagieren.
Jürgen Walter, Fujitsu: Wir müssen auf den wachsenden Wettbewerbsdruck reagieren.
Foto: Fujitsu

Walter: Wir sind zufrieden, weil wir stärker als der Markt wachsen. Wir konnten zuletzt auch den durchschnittlichen Verkaufspreis aufgrund unserer Stärken im Lösungsgeschäft verbessern, indem wir etwa Server mit SAPs Business Suite oder Hana ausliefern. Das ist eine logische Fortführung unserer Strategie, stärker in das Lösungsgeschäft einzusteigen.

Wir sind gut positioniert, zum einen, weil wir ausgezeichnete Server anbieten, zum anderen, weil wir enge Partnerschaften mit Softwareherstellern pflegen, die unsere Server so optimieren, dass sie Business-Probleme unserer Kunden lösen.

CW: Wenn das wichtige Server-Geschäft von FTS so gut läuft, warum dann die Restrukturierung?

Walter: Vor allem PCs, Notebooks, einfache Server und Speichersysteme sind in den vergangenen Jahren immer mehr zur Massenware geworden. Zunehmender Wettbewerbsdruck hat die Margen gesenkt. Um dem entgegenzuwirken und um weiterhin und nachhaltig wettbewerbsfähig zu sein, müssen wir auf den wachsenden Konkurrenzdruck reagieren. Dazu haben wir angekündigt, 150 Millionen Euro Kosten einzusparen. Das gibt uns außerdem den Freiraum für notwendige Investitionen, damit wir zukunftsfähig bleiben. Wir wollen die Kostenstruktur optimieren.

CW: Wo sind Ihre Kostenstrukturen nicht so, wie sie sein sollten?

Walter: Wir prüfen und verbessern wie jedes andere Unternehmen ständig unsere Strukturen. Gerade im Produktgeschäft können wir uns noch besser mit unserer Mutter in Japan abstimmen und Synergien nutzen. Des Weiteren werden wir mehr in Services und Lösungen investieren.

CW: Dann haben sie auch konkrete Vorstellungen darüber, wo sie einsparen wollen, zumal die Pläne mit erheblichen Einschnitten bei den Mitarbeitern einhergehen. Die Rede ist von 5000 Mitarbeitern weltweit.

Walter: Wir reden derzeit mit dem Mitbestimmungsgremien. Diese Diskussionen führen wir intern. Unser Geschäft ruht auf vier strategischen Säulen und daran werden wir uns ausrichten.

CW: Wie viele Mitarbeiter werden in Deutschland betroffen sein?

Walter: Lokale Zahlen veröffentlichen wir nicht. Wir haben auch nie Zahlen zu Stellenstreichungen genannt, sondern nur Einsparziele

CW: Wann erwarten Sie Ergebnisse?

Walter: Die Sparmaßnahmen werden schnellstmöglich umgesetzt und bis spätestens 2015 ihre volle Wirkung erzielt haben.

CW: In der ersten Meldung zur geplanten Restrukturierung hieß es, man wolle Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb enger verzahnen. Was bedeutet das?

Walter: Ein wesentliches Element ist das Portfolio-Alignment. Wir streben eine globale Standardisierung unseres Produkt- und Service-Portfolios an. Dazu zählt beispielsweise, dass wir die weltweite Server-Verantwortung in München verankert haben. Von dort aus wird das Angebot weiterentwickelt. Ähnliche Verantwortungsstrukturen gibt es etwa in der Produktion und im Servicebereich.

CW: In Deutschland bündelt Fujitsu sehr viel Server-Know-how. Bleibt die Entwicklung im Zuge des Alignment hier?

Walter: Wir entwickeln nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, auch in Offshore-Regionen.

CW: Und was ist mit der Fertigung, hat sie in Augsburg Zukunft?

Jürgen Walter: Die Fertigung in Augsburg räumt uns Wettbewerbsvorteile ein.
Jürgen Walter: Die Fertigung in Augsburg räumt uns Wettbewerbsvorteile ein.
Foto: Fujitsu

Walter: Absolut. Wir erachten die Fertigung in Augsburg als wichtigen Wettbewerbsvorteil, da wir dort kundenindividuell produzieren können. Wir bestücken die PCs und Server je nach Kundenwünschen mit der passenden Software und den geforderten Applikationen wie etwa SAP Hana. Dadurch gelingt es uns, den Anwendern ein fertig ausgestattetes System ins Rechenzentrum zu stellen. Dieses Alleinstellungsmerkmal wollen wir wahren und ausbauen.

CW: Allerdings weist der Trend im Hardwaregeschäft eindeutig in Richtung Mobility…

Walter: ... und diesen Trend treiben wie selbst auch voran. Wir haben einige Antwort auf die Mobilitätsanforderungen, dazu zählt etwa unser neues Tablet PC. Im Zentrum stehen immer die Security und das Management der mobilen Installationen, für das wir exzellente Lösungen anbieten.

CW: In Japan fertigt und vertreibt Fujitsu auch Smartphones und Handys. Warum bieten Sie die verfügbaren Devices nicht auch in Europa an?

Walter: Mit den Geräten würde Fujitsu in den europäischen Privatkundenmarkt einsteigen. Wir haben schon vor geraumer Zeit Studien dazu betrieben, um den Markt zu eruieren. Das Ergebnis lautete, dass wir nicht ins Consumer-Geschäft investieren wollen. Unsere Schwerpunkte liegen im Geschäftskundenumfeld.

CW: Dennoch wurde im Zuge der Restrukturierung betont, dass man mehr japanische Lösungen übernehmen wolle. Was ist damit gemeint?

Jürgen Walter: Die deutsch-japanische Unternehmenskultur eröffnet Wachstumschancen.
Jürgen Walter: Die deutsch-japanische Unternehmenskultur eröffnet Wachstumschancen.
Foto: Fujitsu

Walter: In Japan wurden bereits einige Antworten auf Herausforderungen gefunden, die auch uns in Europa beschäftigen. Beispiele sind etwa der demographische Wandel und das Energie-Management. Hiervon können wir in Europa profitieren. Die von unseren japanischen Kollegen bereits entwickelten Lösungen, aber auch Software und Services wollen wir, angepasst an lokale Erfordernisse, unseren Kunden anbieten.

CW: Der Servicemarkt in Europa ist der reif und besetzt. Wie wollen Sie hier Marktanteile gewinnen?

Walter: Fujitsu ist nicht neu in dem Geschäft, wir bieten schon seit langem ein starkes Serviceportfolio an, das von Infrastrukturdiensten, über Integrations- und Projekt-Services bis hin zu Managed-Services und Outsourcing reicht.

Im internationalen Markt für IT-Services gibt es drei global aufgestellte Anbieter. Einer hiervon ist Fujitsu (Anm. der Redaktion: die anderen sind IBM und HP). Wir sind die Alternative zu den US-amerikanisch geprägten Anbietern. Auf Basis der Unternehmenskultur und -philosophie eines japanisch-deutschen Konzerns, unserer umfassenden Technologie-Kompetenz sowie eines starken Portfolios, bestehend aus komplettem leistungsfähigen Produktangebot, Software und Services sehen wir sehr gute Wachstums- und Entwicklungschancen. (mhr)