Cirquent-Chef Thomas Balgheim

"Wir schaffen die Basis für Wachstum"

28.11.2011

NTT Data verspricht langfristiges Engagement

CW:Cirquent war eine der ersten bedeutenden Auslandsakquisitionen von NTT Data. Ein Internationisierungsprojekt in Deutschland zu starten ist ungewöhnlich, üblicherweise wählen Konzerne den großen angloamerikanischen Markt oder Großbritannien, allein schon wegen der geringeren Sprachbarrieren. Warum Deutschland?

Balgheim: NTT Data hat im Lauf der Zeit eine Vielzahl von nationalen Spezialisten und Champions gekauft. Nun sollen sie zusammen gebracht werden, um so einen Mehrwert zu schaffen. Diese Strategie verlangt ein langfristig angelegtes Vorgehen, damit die über Jahre aufgebauten Werte der nationalen Spezialisten nicht zerstört werden.
Deutschland ist ein sehr starker Markt. Wir verkaufen unsere Dienstleistungen aber nicht an einen Markt, sondern an Kunden. 90 Prozent unserer Kunden treffen die großen Investitionsentscheidungen im Headquarter. Also müssen sie einen Markt nicht im Sinne von Volkswirtschaften bewerten, sondern mit Blick auf Unternehmenszentralen. Wenn man sich unter dieser Voraussetzung Europa ansieht, dann ergibt sich ein neues Bild mit anderen regionalen Schwerpunkten. Das war einer der Gründe dafür, in Deutschland zu starten. Das war übrigens auch ein wesentlicher Grund dafür, dass NTT Data mit Value Team ein Unternehmen zugekauft hat, dass in der Wirtschaftsregion Mailand vertreten ist.
Es gibt einen weiteren wesentlichen Grund: Bei einer internationalen Expansion spielt die Kultur eine wichtige Rolle. Auch wenn uns die japanische Kultur bisweilen exotisch anmutet, so gibt es doch im Vergleich zu anderen Ländern viele Ähnlichkeiten, etwa in der vom Ingenieurswesen geprägten Unternehmenskultur.

CW: Welche weiteren europäischen Aktivitäten werden unter dem NTT-Data-Dach integriert?

Balgheim: Wir haben zurzeit zwei europäische Headquarter, die an der ersten Integrationsphase teilnehmen, vertreten durch Cirquent in München und Value Team in Mailand. Hinzu kommen die Europa-Aktivitäten der amerikanischen Unternehmen Keane und Intelligroup, die zum NTT-Data-Verbund gehören. Ziel ist eine gemeinsame Organisationsstruktur für diese vier Unternehmen und ein einheitlicher Brand.

CW: Wo wird die europäische Zentrale sein?

Balgheim: In der heutigen Welt sind virtuelle Organisationen Gang und Gäbe. Es wird einen juristischen Headquarter-Sitz geben, dort müssen aber nicht zwangsläufig alle Funktionen zentralisiert werden. Wie das im Einzelnen aussehen soll, wird derzeit noch entwickelt.

CW: Einer muss den Hut aufhaben. Wer wird das sein?

Balgheim: Das Projekt wurde gerade erst gestartet, es gibt noch keine Ergebnisse über diesbezügliche Ziele. Der aktuelle Stand ist, dass ich die Aufgabe übernommen habe, das Integrationsvorhaben zu leiten, das die vier europäischen Firmen in Europa zusammenführen soll.