Kurzinterview mit Jack Messman, CEO Novell Inc.

"Wir haben uns nicht um unsere Kunden gekümmert"

07.09.2001
Der Netzspezialist Novell kämpft mit sinkenden Umsätzen und anhaltenden Verlusten. Jack Messman, neuer CEO von Novell, räumt in einem Gespräch mit Deni Connor von der CW-Schwesterpublikation "Network World" Fehler ein.

NW: Mit welcher Strategie und welchen Produkten soll Novell zum Wachstum zurückfinden?

JM: Höchste Priorität wird zunächst die Ausrichtung auf Lösungen haben, diese sollen von unseren Produkten begleitet werden. Außerdem wollen wir uns künftig mehr um unsere Kunden kümmern, denn Novell hat sich in der Vergangenheit nicht ge-rade durch starke Kundenorientierung ausgezeichnet. Wir haben zwar ausgereifte Techniken angeboten, ohne aber darauf zu ach-ten, ob es einen Markt dafür gab oder nicht. Durch die Umorientierung auf Lösungen erfahren wir mehr über die Probleme un-serer Kunden. Wir können da-rauf reagieren und entsprechende Produkte entwickeln. Außerdem müssen wir besser erklären, wo Novell steht und was uns von den anderen Anbietern unterscheidet.

NW: Wie wollen Sie mit kleinen Firmen umgehen, die zwar die gleichen Lösungen wie die Großen brauchen, sich aber aufwändige Beratungsprojekte nicht leisten können?

JM: Während die Großen den direkten Kontakt mit uns vorziehen, arbeiten kleinere Kunden eher mit einem Anbieter vor Ort. Zudem könnten wir gar nicht den gesamten Markt selbst abdecken, daher spielt der Vertrieb über Partner für uns weiterhin eine wesentliche Rolle. Hier haben wir in der Vergangenheit keinen guten Job geleistet, die Beziehung zu unseren Partnern ist auf jeden Fall verbesserungswürdig. Wir wollen künftig unsere Partner stärker dabei unterstützen, erfolgreich arbeiten zu können. Aber es steht fest, dass wir die direkte Beziehung auch zu kleineren Kunden weiter ausbauen wollen.

NW: Wie will Novell auf Kunden reagieren, die unzufrieden mit den Produkten sind und sich vernachlässigt fühlen?

JM: Die Qualität unserer Produkte ist gut. Novell hat in der Vergangenheit den Fehler begangen, die Produkte dem Kunden vor die Füße zu werfen, nach dem Motto "Dies sind wirklich großartige Produkte und nun viel Spaß dabei, sie zusammenzusetzen". Stattdessen müssen wir unsere Systeme so kombinieren, dass sie effektiv zusammenarbeiten.

NW: Womit überzeugen Sie Netz-Manager und CxOs, die bisher nichts mit Novell zu tun hatten?

JM: Die meisten Beratungshäuser entwickeln Lösungen im Auftrag des Kunden immer wieder neu. Wir bemühen uns, eine einmal entwickelte Lösung weiter zu nutzen. Die Probleme des Kunden sowie die von uns entwickelte Lösung werden an unser Knowledge-Management-System weitergegeben. Wir prüfen, ob Fälle darunter sind, die auch anderen Kunden helfen. Dann setzten sich die Leute, die die Lösung erarbeitet hatten, daran, eine allgemeine Methode zu entwickeln.

NW: Anwender meinen, Novell sollte zurückschlagen, wenn Microsoft seine Produkte niedermacht. Wa-rum lässt sich Novell das gefallen?

JM: Im Hinblick auf die geballte Marketing- und Finanzkraft von Microsoft - 30 Milliarden Dollar Cash - ist es nicht sehr klug, sich mit einem solchen Giganten anzulegen. Wir müssen Nischen finden, wo uns Microsoft nicht erreichen kann. Die Leute, die unsere Produkte verstehen, wissen, dass sie sehr gut sind, sonst wären wir schon längst weg vom Fenster.