Cisco Technikchefin Warrior

"Wir fahren keine Me-too-Strategie"

16.02.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Heutiges Cloud-Computing ist proprietär

CW: Sie kritisieren die heutigen Cloud-Angebote, warum?

WARRIOR: Die Schwäche der existierenden Cloud-Computing-Modelle ist, dass es sich um Stand-alone-Lösungen handelt. Sie sind proprietär und geschlossen. Wenn der User also eine Anwendung für Amazon, Google oder das Microsoft-Ökosystem schreibt, dann ist er in dieser Welt gefangen. Er kann seine Applikation nicht einfach auf eine andere Cloud oder gar zurück in sein eigenes Rechenzentrum portieren. Diesen Punkt bemängeln Anwender in Gesprächen mit uns immer wieder als großen Rückschritt. Wir wollen deshalb Lösungen entwickeln, um diese Abhängigkeiten zu vermeiden. Die heutigen Stand-alone-Clouds möchten wir in Private Clouds oder Enterprise Class Clouds überführen. Langfristig könnte dann ein Inter-Cloud-Ökosystem entstehen, das ähnlich dem Internet funktioniert. Ich glaube, die Evolution des Cloud Computing wird ähnlich verlaufen wie die Entwicklung des Internets.

CW: Also ist eines von Ciscos Zielen die Virtualisierung der Cloud?

WARRIOR: Ja, Sie können das so formulieren, denn Virtualisierung zählt für uns zu den Basistechnologien, um Clouds zu realisieren. Andere Schwächen der heutigen Cloud-Architekturen sind die fehlende Sicherheit, das Fehlen definierter Service-Level-Agreements (SLAs) sowie die mangelnde Interoperabilität. Ich bin davon überzeugt, dass wir das Netzwerk als Instrument verwenden können, um aus diesen Nachteilen Vorteile zu schmieden, so dass Sie Enterprise Class Clouds oder Private Clouds aufbauen können.