Reiner Louis, Computacenter

"Wir erleben eine spannende Phase"

21.05.2014
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Fachbereiche schaffen IT nicht aus Lust und Laune an

CW: Ein weiterer aus Systemhaussicht bedenklicher Trend ist die Verlagerung der IT-Budgets in die Fachbereiche. Dort sind die IT-lastigen Systemhäuser schlecht verdrahtet. Wie stemmen Sie sich gegen diese Entwicklung?

Louis: Ich bin davon überzeugt, dass diese Entwicklung vom CIO gemanaged werden muss. Der Trend ist auf Defizite zurückzuführen, weil die klassische IT zu langsam, zu träge und wenig effizient ist, dass sie die Bedarfe der Fachbereich nicht abdecken kann.

Die Fachbereiche schaffen IT-Lösungen nicht aus Lust und Laune an, sondern weil etwas Wesentliches fehlt.

Unsere Aufgabe besteht nicht darin, zukünftig ausschließlich die Fachbereiche zu adressieren, sondern wir wollen in erster Linie den IT-Leitern helfen, die Anforderungen besser schneller und effizienter zu erfüllen.

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Reiner Louis

Reiner Louis verantwortet als Sprecher der Geschäftsführung bei Computacenter das gesamte Geschäft in Deutschland. Er kam 1994 als Leiter Kundendienst zu Computacenter.

Er war der erste, der bei Computacenter Service-Management-Systeme entwarf und implementierte. Zudem leitete er verschiedene Projekte zur Servicezentralisierung. Nach einem vierjährigen Intermezzo bei den Wettbewerbern Bechtle und Wincor Nixdorf kehrte Louis 2008 zu seinem alten Arbeitgeber zurückgekehrt, um die 500 Personen starke Consulting-Mannschaft, das Hersteller-Management sowie das Managed-Service und Outsourcing-Geschäft zu leiten. 2012 übernahm er die Verantwortung für den Vertrieb des IT-Dienstleisters. Seit 1. Juli 2013 ist er Sprecher der Geschäftsführung.

Reiner Louis hat Betriebswirtschaftslehre an der der Uni Mannheim studiert. Er lebt in Hamburg, ist verheiratet und hat drei Kinder.

CW: Die Fachbereiche kennen allerdings die Anforderungen besser als die zentrale IT.

Louis: Es ist absolut notwendig, einen guten Kontakt zu den Fachbereichen zu haben, um die Bedarfe zu verstehen. Unsere Ausrichtung wird immer sein, dem CIO und den IT-Abteilungen zu helfen. Wir wollen nicht am CIO, am IT-Leiter und an der IT-Organisation vorbei andere Bereiche ansprechen, auch wenn dort zunehmend IT-Budgets verwaltet werden.

CW: Wie bauen Sie Kompetenz in Sachen Marketing, Digitalisierung und Industrie 4.0 auf, um die Bedarfe zu verstehen?

Louis: Wir haben im kleinen Umfang branchenorientierte Strukturen. Das gilt für öffentliche Auftraggeber und Automobilhersteller plus deren Zuliefer-Industrie. Hier arbeiten wir intensiv daran, die Anforderungen der Fachbereiche zu erkennen und die Sprache der Kunden zu sprechen. Parallel dazu verfolgen wir IT-Schwerpunktthemen, über die wir unsere Kunden adressieren.

Das Wachstumspotenzial liegt im Ausland

CW: Was meinen Sie damit?

Louis: In der IT-Welt wird derzeit überall der SMAC-Stack diskutiert, also die Themen Social, Mobile, Analytics und Cloud Computing. Diesen Stack muss man im eigenen Portfolio abbilden.

Wir haben daraus Schwerpunktthemen für unser Portfolio definiert. Eines ist etwa Mobility, ein anderes betrifft alle Aufgaben rund um den Servicedesk. Dabei geht es darum, deutlich mehr Kompetenzen in den Servicedesk zu bringen und Self-Service-Angebote zu entwerfen.

CW: SMAC, Digitalisierung, Internet der Dinge, Industrie 4.0 und, und, und.... Täuscht der Eindruck, oder steht der IT- und Systemhausbranche ein besonders gravierender Umbruch bevor?

Louis: Nein, der Eindruck täuscht nicht. Die ganzen Themen halten in der Tat besondere Herausforderungen bereit. Wir haben keine Angst davor. Im Gegenteil, die Entwicklung bietet uns Chancen, sich selbst zu hinterfragen, sich gegen Konkurrenten abzugrenzen, neue Strategien zu entwerfen oder mit Kunden intensive Diskussionen zu führen.

Der massive Umbruch wird stark von den Bedürfnissen der User vorangetrieben. Es gibt ein Missverhältnis zwischen dem, was die Anwender von der IT-Infrastruktur und den Applikationen verlangen, und dem, was die IT liefert, obwohl die Möglichkeiten, die Bedürfnisse zu erfüllen, da sind. Diesen Konflikt gilt es zu lösen.

Ich bin davon überzeugt, dass die Anbieter erfolgreich sein werden, die dabei helfen können, die IT für Unternehmen schnell zu machen, um Themen zügiger aufzugreifen und umzusetzen.

Es ist eine spannende Phase. Wir leben in einer Ära, die uns lange in Erinnerung bleiben wird.

CW: Die deutsche Systemhauslandschaft ist nach wie vor sehr heterogen. Erwarten Sie eine Konsolidierung? Wenn ja, welche Rolle wird Computacenter spielen?

Louis: Wenn Sie das Ranking der Systemhäuser vor zehn Jahren mit dem heutigen vergleichen, dann werden Sie erkennen, dass die Konsolidierung schon lange Realität ist. Wie weit sie fortschreiten wird, hängt unter anderem auch von der Bereitschaft der Beteiligten ab, sie voranzutreiben.

Im deutschen Systemhausmarkt gibt es zwei große Anbieter und einen, der durch Akquisitionen aufholt. Danach kommt lange, lange nichts - bezogen auf den Jahresumsatz. Auch das ist ein Zeichen für eine Konsolidierung.

Die entscheidende Frage für uns lautet: Passt eine Übernahme zur Ausrichtung? Um sie zu beantworten, schauen wir über die Grenzen von Deutschland hinaus und weniger darauf, welches deutsche Systemhaus wir kaufen können. Wenn überhaupt, wird letzteres eher eine Frage der Gelegenheit als eine nach der strategischen Ausrichtung sein. Es gibt nicht viele Möglichkeiten, um das Volumen zu steigern. Und die Integration von kleineren Häusern muss man wollen und können.

Unser Ziel ist es, die inhaltliche Seite zu stärken und uns weiter international auszurichten.