Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft kurbelt Microsoft den PC-Markt an

Windows XP kommt im Oktober

18.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Nach etlichen Verzögerungen soll Microsofts neues Betriebssystem Windows XP nun Ende Oktober und damit rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen. Nach mäßigen Geschäften zu Jahresbeginn hoffen deshalb PC-Hersteller auf ein versöhnliches viertes Quartal.

Compaq, Dell, Gateway, Hewlett-Packard und fast alle anderen großen Original Equipment Manufactures (OEMs) stehen in den Startlöchern: Am 25. Oktober sollen die ersten PCs mit dem neuen Betriebssystem aus Redmond in die Regale der Händler gelangen. Die Branche erhofft sich davon einen deutlichen Anstieg der Umsätze, nachdem das Geschäftsjahr bislang eher enttäuschend verläuft:

In den USA sind die Verkaufszahlen im ersten Jahresviertel 2001 den Marktforschern der IDC zufolge um 9,5 Prozent gesunken. In Europa ist im ersten Quartal der Consumer-Markt laut Gartner-Dataquest um 3,8 Prozent zurückgegangen, durch das starke Geschäft im Business-Bereich konnte die Branche insgesamt immerhin eine Steigerung von 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbuchen.

Neben dem für Unternehmen konzipierten Windows XP Professional kommt das Betriebssystem auch in der Endverbraucherversion Windows XP Home Edition. Da diese den Rechnern der Privatnutzer einiges abverlangt, dürfte der Optimismus der PC-Hersteller nicht ganz unbegründet sein. Das System benötigt 128 MB Arbeitsspeicher und ist für den Einsatz einiger MS-DOS-Applikationen nicht geeignet. Jim Allchin, Vice President von Microsofts Platform Group, räumt ein, dass Besitzer von Rechnern, die vor 1999 gekauft wurden, mit dem Upgrade auf Windows XP mit Problemen rechnen müssten.

Im Gegensatz zu den früheren und aufgrund ihrer mangelnden Stabilität bei vielen Usern unbeliebten Versionen Windows 95, 98 und ME basiert die XP Home Edition auf dem wesentlich robusteren NT-Kernel. Laut Michael Silver, Analyst bei Gartner, stand Microsoft unter extremem Druck seitens der PC-Hersteller, das Betriebssystem noch dieses Jahr auszuliefern. "Nach dem ersten Eindruck hätte Microsoft etwas mehr Zeit zum Vorteil gereicht", so der Marktforscher weiter.

Marketing-Budget verdoppeltIndes hat Microsoft die größte Marketing-Aktion der Firmengeschichte angekündigt: Für die ersten vier Monate der Markteinführung haben die Mannen von Bill Gates ein Budget zur Verfügung, das doppelt so hoch ist wie bei der Windows-95-Kampagne.

Bei den Geschäftskunden rechnen Beobachter dennoch mit Zurückhaltung. Wie bei der Einführung von Windows 2000 werden wohl viele Unternehmen mit dem Umstieg auf XP warten, bis das erste Service-Pack die gröbsten Bugs eliminiert. Somit kommt das Betriebssystem für Microsoft zu spät, um damit im laufenden Geschäftsjahr im wichtigen Business-Sektor noch nennenswerte Umsätze erzielen zu können.

Auf die Frage, ob Firmen, die derzeit Windows 2000 implementieren, auf XP Professional warten sollten, entgegnete auch Allchin, diese Unternehmen sollten mit dem Rollout fortfahren, da sie damit ein "tolles System" hätten. Es sei sinnvoll, erst dann auf XP umzusteigen, wenn neue Rechner hinzugefügt würden. Zu Preisen wie auch zum genauen Auslieferungstermin der Software an die OEMs schwieg sich Allchin dagegen aus. Damit diese ihre Rechner pünktlich zum Weihnachtsgeschäft ausliefern können, müssen die Hersteller den endgültigen Code jedoch spätestens Anfang September erhalten haben.

Durch die Verzögerung des ursprünglichen Auslieferungstermins hat Microsoft schon die Back-to-School-Saison verpasst, die in den USA die zweitwichtigste Verkaufsperiode darstellt.