Windows .NET Server soll Java verdrängen

22.08.2002
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Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Fast ein Jahr nach dem Erscheinen von Windows XP publiziert Microsoft den Release Candidate 1 des dazu passenden „Windows .NET Server“. Neben Unterstützung für .NET-Anwendungen konzentriert sich das System vor allem auf die Verbesserung der zahlreichen neuen Funktionen, die mit Windows 2000 eingeführt wurden.

Wie viele andere Produkte aus dem Hause Microsoft erhielt nun auch der Windows-2000-Nachfolger das Etikett „.NET“ - vorher wurde er schon als „Windows 2002 Server“ angekündigt. Damit will der Hersteller wohl besonders die Fähigkeiten des Windows-Flaggschiffs als Applikations-Server propagieren. Der .NET-Server präsentiert sich aber eher als kleines Update und führt insgesamt den mit Windows 2000 eingeschlagenen Kurs fort, durch zahllose Funktionen und großzügiges Bundling von Zusatzsoftware möglichst viele Anwendungsbereiche abzudecken. So soll sich das System nicht nur für die angestammten Datei- und Druckdienste eignen, sondern auch als Web-Server, Directory-Server, Netzwerk-Router oder Backend für Media-Streaming dienen.

Angesichts der großen Popularität von Java liegt es jedoch nahe, dass Microsoft der Funktion des Applikations-Servers höchste strategische Bedeutung zumisst. Die Konkurrenz der beiden Plattformen soll letzlich entscheiden, wo die Mehrzahl der zukünftigen, als Web-Services abrufbaren Anwendungen laufen wird. Entgegen den Eindrücken, die beide Lager vermitteln wollen, steht der große Umstieg auf objektbasierende Transaktionssysteme erst noch bevor.

Zwar können einige Anbieter wie Bea oder IBM schon relativ stabile Applikations-Server der zweiten oder dritten Generation vorweisen, das Gros der Server-seitigen Java-Programme nutzt heute aber noch keine Enterprise Javabeans (EJBs). Weite Verbreitung haben vor allem Servlets und Java Server Pages (JSPs) für die Entwicklung von Web-Anwendungen gefunden. Auch in der Microsoft-Welt rangiert die Nutzung von Windows als Applikations-Server nicht auf den vordersten Plätzen. Obwohl mit COM+ die nötige Middleware für die Transaktionsverarbeitung seit Windows 2000 zum Lieferumfang des Betriebssystems gehört, sind laut einer Studie von IDC Datei- und Druckdienste weiterhin die mit Abstand meistverwendeten Funktionen. Auf dem zweiten Rang findet sich Messaging, erst an achter Stelle kommt der Einsatz als Anwendungs-Server.

Applikations-Server integriert