Top oder Flop?

Windows 8 - für Microsoft geht es um die Zukunft

26.10.2012
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Größter Umbau seit Windows 95

Für IT-Entscheider mit veralteter Client-Landschaft stellt sich derweil die Frage, ob sie noch schnell auf Windows 7 migrieren oder schon auf Windows 8 bauen sollen. Immerhin 71 Prozent der deutschen Unternehmen mit mehr als 2500 PCs nutzen nach einer von Experton Ende September veröffentlichten Umfrage immer noch "Windows XP als primäres Client-OS". Experton-Analyst Frank Schmeiler geht davon aus, "dass sich dieser Wert innerhalb der nächsten zwölf Monate deutlich zugunsten von Windows 7 reduzieren wird. Windows 7 wird dominieren, Windows 8 wird aufblühen."

Die voraussichtlich abwartende Haltung bezüglich Windows 8 begründet sich laut Schmeiler damit, dass es "wohl der gewaltigste Schritt seit der Umstellung von Windows 3.x auf Windows 95 ist. Seinerzeit wurde DOS zum Unterbau herabgesetzt, ein neues User Interface etabliert und zahlreiche neue Hardware (FAT32, USB) unterstützt. Aktuell erscheinen allerhand Neuerungen, die eine starke und umfassende Neuausrichtung des Client-OS auf eine neue Stufe nahelegen."

Im Video: Windows 8 - Die Charms-Bar

Win 8 als Alternative zu ByoD?

Für Unternehmen bedeutet diese Neuausrichtung Herausforderung und Chance zugleich. So weiß Jörg Mecke, Chief Technology Officer beim IT-Dienstleister Comparex, bereits von einem angehenden Windows-8-Migrationsprojekt mit 20.000 Clients zu berichten, "weil sich das Unternehmen jungen Mitarbeitern als attraktiver Arbeitgeber präsentieren" wolle. Windows 8 werde dort als homogene Alternative zum vermeintlich gefährlicheren ByoD-Ansatz betrachtet. Das neue Betriebssystem werde eine einheitliche Oberfläche vom Desktop über Tablets bis hin zum Smartphone ermöglichen.

Wenig überraschend denkt Mecke bei den Tablets weniger an preiswerte Geräte auf Basis von ARM-Technik mit Windows RT: "Diese spielen bei den Überlegungen der Unternehmenskunden kaum eine Rolle. Es geht eher um Surface-Geräte auf Intel- und AMD-Basis, da diese sich einfacher integrieren lassen". Gerade dieser Integrationsaspekt mache Windows 8 für Unternehmen interessant, die eine nachhaltige Mobile-Strategie verfolgten: "Der ByoD-Ansatz, bei dem unterschiedliche Geräte mit Plattformen wie MobileIron zu managen sind, hat sich als sehr teuer erwiesen", sagt der Comparex-Manager. ByoD habe deshalb bereits an Attraktivität verloren.

Wer kann auf Windows 8 umsteigen?

Unternehmen mit vielen Außendienstmitarbeitern, die auf gute IT-Unterstützung angewiesen sind, sollten nach Meinung von Daniel Liebhart Windows 8 prüfen - sofern...

  1. ... bereits wertschöpfende Anwendungen auf Laptops oder Ultrabooks mit Windows -Betriebssystem im Einsatz sind;

  2. ... diese Anwendungen auf Windows 7 laufen und mit relativ wenigen Änderungen für die neuen Features von Windows 8 (Windows Store, Virtualisierung, Kommunikation mit anderen Anwendungen etc.) umgebaut werden können;

  3. ... das Unternehmen einfache Anwendungen verwendet, deren GUIs leicht auf Metro Style umgestellt werden können;

  4. ... das Unternehmen Anwendungen aus der Cloud nutzt und/oder sie mit mobilen Apps kombiniert;

  5. ... ein Gesamtkonzept für die Umsetzung von "Mobile Workspaces" besteht, das den kombinierten Einsatz mobiler Anwendungen mit einer Infrastruktur vorsieht, die bereits Anforderungen der "dritten Plattform" unterstützt.

Foto: Trivadis AG

Daniel Liebhart ist Dozent für Informatik an der Hochschule für Technik in Zürich und Solution Manager beim IT-Serviceunternehmen Trivadis AG.