Kolumne

Willkommen im Jahr 2006

02.01.2006

Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, dann ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist." Diese alte Volksweisheit zur Unverlässlichkeit von Wetterprognosen lässt sich trefflich auch auf die IT-Industrie anwenden. Oder hätten Sie vorausgesagt, dass Oracle Siebel kauft oder Siemens Business Services zerschlagen wird oder Sun seine Software unter eine Open-Source-Lizenz stellt? Wenn ja, sind sie besser als sämtliche IT-Analysten, falls nein, sind sie in guter Gesellschaft und mindestens genauso schlau wie alle IT-Analysten, die es auch nicht gewusst haben. Je weiter in die Zukunft eine Prognose reicht, desto ungenauer wird sie bekanntlich (siehe Wetter), oder anders ausgedrückt: desto mehr mögliche Zukünfte gibt es.

In aller Regel kalkulieren wir das nicht ein, sondern gehen streng nach der Ursache-Wirkungs-Kette vor, bei der wir uns, wenn wir uns anstrengen, zwar noch unterschiedliche Auswirkungen vorstellen können, aber keine verschiedenen Ausgangsszenarien in die Analyse einbringen. Doch die meisten Prognosen sind nicht so komplex angelegt. Sie rechnen einfach hoch. Nach dem Muster: Wenn in diesem Jahr zehn Millionen PCs verkauft und pro PC mindestens fünf Anwendungsprogramme benutzt werden, dann beläuft sich der Microsoft-Umsatz auf so und so viele Milliarden. Die Berechnung stimmt schon dann nicht mehr, wenn mehr Software auf den PCs läuft oder weniger oder beides und dazu noch Open-Source-Programme. Noch komplexer wird es, wenn man einkalkuliert, dass sich beobachtete Objekte durch die Beobachtung verändern (das Phänomen ist auch als Schrödingers Katze bekannt)

Die Zukunft ist eine komplizierte Angelegenheit. Und trotzdem beschäftigen sich alle Medien am Anfang eines Jahres mit Prognosen: "So wird 2006". Da die IT-Industrie dynamischer ist als jede andere, zelebriert die computerwoche diese Übung sogar zweimal. In der letzten Ausgabe des Jahres 2005 kamen die Analysten zu Wort, in der ersten Ausgabe des neuen Jahres schauen die Redakteure der CW in die Glaskugel (siehe Seite 8). Wer Recht hatte, wissen wir erst in zwölf Monaten. Doch welche unvorhersehbaren Ereignisse 2006 auch über uns kommen mögen, wir sollten ihnen mit Zuversicht und Selbstbewusstsein begegnen. Denn eins ist sicher in diesem Jahr: Die IT ist wieder wer! In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion der computerwoche einen guten Start ins neue Jahr.