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Will Baan Coda wieder loswerden?

06.04.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Obwohl die niederländische Baan Company diesbezügliche Gerüchte bislang vehement dementiert, vermuten Analysten, der Anbieter betriebswirtschaftlicher Standardsoftware wolle sich bereits wieder von der im Februar 1998 für 87 Millionen Dollar übernommenen Coda-Gruppe trennen. "Damals lag der Kurs von Baan sehr hoch, und das mußte man für Übernahmen ausnutzen", erklärt etwa Harry Tse von der Yankee Group. Der Kauf von Coda habe aber schon damals eigentlich nicht recht ins Bild gepaßt, weil die Produkte eher Mainframe-lastig gewesen seien und nicht zu den Bedürfnissen der Baan-Kunden gepaßt hätten.

Die Niederländer hatten Coda in ihre Division "Baan Corporate Office Solutions" (BaanCOS) zu integrieren versucht, deren President Andrew Nash das Unternehmen mittlerweile verlassen hat. Nachdem es mit Baan insgesamt wirtschaftlich bergab ging, wurden Pläne für eine Verschmelzung von Codas Finanzsoftware und Baans ERP-Produkt vorerst auf Eis gelegt. "Es ist ganz klar: Sie müssen verkaufen", mutmaßt deswegen Tse. Gleiches erwartet auch Bruce Richardson von AMR Research. "Baan versucht heimlich zu verkaufen", behauptet der Analyst, der sogar schon von einem entsprechenden Auftrag an einen Investment-Banker erfahren haben will. Allerdings hätten fast alle möglichen Interessenten (QAD, SSA, Symix Systems, Mapics) ein gemeinsames Problem: Ihre Aktien seien durch die branchenweiten Probleme so tief in den Keller gerutscht, daß sie als Käufer nicht in Frage kämen. Baans Stellungnahme fällt entsprechend vieldeutig aus. "Wir halten Coda noch immer für

einen extrem wichtigen Bestandteil von Baans strategischer Produktlinie", erklärte Unternehmenssprecher Andrew Hoerner. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Pläne für eine Trennung von diesem Bereich."