Web

Wikipedia: Open-Source-Enzyklopädie mit 200.000 Einträgen

17.02.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die frei zugängliche Online-Enzyklopädie Wikipedia ist seit Anfang 2003 auf das doppelte gewachsen und bietet nun in der englischsprachigen Ausgabe 200.000 Einträge. Weitere Artikel liegen in anderen Sprachen vor, darunter rund 51.000 Beiträge auf Deutsch.

Damit stellt das unter der GNU Free Documentation License stehende Wikipedia andere Enzyklopädien wie Encyclopedia.com und kommerzielle Produkte wie Microsofts Encarta zumindest quantitativ in den Schatten. Encyclopedia.com verzeichnet 57.000 Einträge und in der Premium-Version von Encarta sind rund 60.000 Begriffe verzeichnet. Auch qualitativ gibt es an dem Open-Source-Lexikon nichts zu bemängeln, berichten Anwender. So erzeugt zum Beispiel der Suchbegriff "bird flu" (Vogelgrippe) bei Britannica.com und Encyclopedia.com keine konkreten Treffer. Auch Encarta kennt die Krankheit nicht, wie Jeremy Wagstaff, Autor beim "Wall Street Journal" feststellte.

Anders Wikipedia. Hier erfährt der Suchende, dass die Vogelgrippe durch den AI-Virus (Avian Influenza) ausgelöst wird. Weitere Kapitel klären über Ansteckungsgefahren, Verbreitungsgebiete und Vorsorgemaßnahmen auf. Die Informationen werden abgerundet mit einem Link auf ein Fact Sheet der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Für die Beitragsfülle sorgt das Open-Source-Konzept, das es jedem ermöglicht, Beiträge für die Enzyklopädie zu verfassen, zu modifizieren und weiterzuverwenden. Eine feste Redaktion gibt es nicht, lediglich mehrere 1000 Autoren, so genannte "Wikipedians" haben sich fest registriert. Sie sorgen auch für die Qualitätssicherung. Denn natürlich kann niemand garantieren, dass jeder Eintrag fehlerfrei ist. Auch Fälle, in denen davon ausgegangen werden musste, dass böswillig falsche Informationen eingetragen wurden, haben die Wikipedians bereits verzeichnet.

Eine hohe Qualität bescheinigen auch IBM-Forscher. Sie haben Wikipedia unter die Lupe genommen und festgestellt, dass der überwiegende Teil von Falscheinträgen bereits nach fünf Minuten korrigiert war. "Wir waren überrascht, wie schnell die Fehler bereinigt wurden", sagte Martin Wattenberg vom IBM TJ Watson Research Centre in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts).

Die Enzyklopädie wurde im Januar 2001 von Jimmy Wales und Larry Sanger gegründet. Wales ist Chef des Internet-Portals Bomis, Sanger war ebenfalls bei Bomis beschäftigt, bevor er Wikipedia und das ebenfalls frei zugängliche Web-Lexikon Nupedia gründete. Technische Basis ist die Collaboration-Software "Wiki Wiki Web", die das kleine Entwicklungsbüro Cunningham & Cunningham aus Portland entwickelt hat. Die notwendigen Web-Server finanziert Wales über Spenden, außerdem denkt der Wikipedia-Gründer über ein Lizenzgeschäft mit speziellen Versionen des Nachschlagewerks und den Verkauf einer gedruckten Ausgabe nach.

Neben Wikipedia finden sich weitere frei zugängliche Online-Enzyklopädien wie die oben erwähnten Encyclopedia.com und das Schwesterprojekt Nupedia, das allerdings in den Kinderschuhen stecken blieb. Das Konzept, das Online-Lexikon durch eine Redaktion zu betreuen, erwies sich als zu teuer. Auf der Website der BBC findet sich das von Kult-Autor Douglas Adams (The Hitchhiker´s Guide to the Galaxy) initiierte Lexikon "h2g2", für das man sich kostenlos registrieren kann. Auch Everything2.com weiß die Antwort auf manche Frage. (lex)