Portables ante Portas:

Wiener Schnitzel auf Kassette

01.10.1976

"Einmal Wiener Schnitzel, einmal Sauerbraten. . . und zwei Pils - mit flinken Fingern spielt (in Gegenwart der Gäste, noch am Tisch) der Ober auf einer taschenrechnergroßen Tastatur, um sich dann eilfertig dein nächsten Tisch zuzuwenden. Dabei wird ein rechteckiger schwarzer Kasten sichtbar, den er über die Schulter gehängt hat." Das kann schon bald Realität sein: Die "Portables" sind ante Hotel-Portas.

Denn gefragt, wo mobile Datenerfassungsgeräte am sinnvollsten eingesetzt werden können, nennen die Hersteller derartiger Systeme Hotels und Gaststätten, Krankenhäuser und Bibliotheken, ferner Flughäfen und Seehäfen, schließlich Containerbetriebe und Bauernhöfe. Nichts dagegen hätten sie indes, wenn sich Automobilfabriken und Hochofen-Gießereien, ja schlechthin alle Industrie- und Handelsbetriebe als die wichtigsten Märkte herausstellen wurden.

Begründung: Datenerfassung vor Ort dort, wo es mit Draht - sprich Verkabelung - nicht geht; wenn eine stationäre Datenstation schlecht ausgelastet wäre. Voraussetzung dafür, Aufgaben wie Disposition, Inventur, Auftragseingangsbearbeitung und Bestellwesen maschinell lösen zu können, ist - wie Fachexperten meinen - die schnelle, einfache und fehlerfreie Datenaufzeichnung am Entstehungsort. Woraus die Forderung abgeleitet wurde, die Informationen bereits im Lager, am Kassentisch, am Regalplatz, im Lieferwagen, "am Krankenbett" und "an der Theke" computerkompatibel aufzuzeichnen. Was wiederum Anstoß war für eine Handvoll Firmen, entsprechende Geräte-Entwicklungen zu starten. So gibt es heute eine Reihe von mobilen DE-Systemen (siehe Seite 16), die zum Teil bereits im praktischen Einsatz sind oder aber kurz vor der Marktreife stehen.

Rein technisch gesehen ist ein Trend zu "dialog- und widerstandsfähigen" Portables erkennbar. Wurde bisher nahezu ausschließlich auf Magnetband-Kassette erfaßt, was nach Meinung von Branchen-Insidern einen "sicheren" Betrieb auch unter schwierigsten Umweltbedingen (Kühlhaus und Hochofen) nicht zuließ, so durften zukünftige Geräte zunehmend mit MOS-Speichern ausgestattet sein. Zumal damit auch die Dialogfähigkeit gegeben ist: Die Antwort des Computers dringt tief in den "Shop-Floor" hinein.

Das legt die Vermutung nahe, daß sich in naher Zukunft - vielleicht schon 1977 - auch die großen Hersteller der "mobilen" Sache annehmen werden. Sie waren bisher eher zurückhaltend - wohl nach dem Motto "Solange unsere anderen DE-Systeme noch klaglos laufen, werden wir uns keine neuen Probleme aufladen".