Duo: DOS unter OS

Wieder einmal intelligenter als IBM

11.02.1977

Rüstet ein IBM-Anwender seine Anlage hoch und erweitert sie auf TP-Betrieb, so ist das meist verbunden mit einer Umstellung von DOS auf OS. Auch die Übernahme von Anwendungen von einer Maschine auf eine andere mit TP erzwingt, daß in einem Rechenzentrum mit beiden Betriebssystemen gearbeitet werden muß - what to do? Natürlich lassen sich Programme, die in Cobol und PL 1 geschrieben sind, einigermaßen leicht umstellen. Dennoch ist auch hier Programmieraufwand notwendig, um die Unterschiede auszugleichen. Wenn allerdings Programme in Assembler oder RPG II geschrieben sind oder gar Datenbankanwendungen wie BOMP hinzukommen, kann sich die Umstellung über Monate und Jahre hinziehen. In der Zwischenzeit besteht nach wie vor das Problem, die Betriebssysteme wechselweise zu fahren.

Die IBM bietet dafür einen DOS-Emulator an, der es erlaubt, ein komplettes DOS gleichzeitig und unabhängig vom OS zu fahren. Indes: Der Emulator setzt jedoch ein DOS-Emulator Compatibility Feature als Hardware-Erweiterung voraus. Es lassen sich zwar pro Emulator mehrere Partitions einrichten, doch werden 22 bis 28 K für den DOS-Supervisor benötigt. Diese Lösung ist bis auf den Umstand akzeptabel, daß das Operating schwieriger ist. Es lassen sich zwar Karten und Listen spoolen, doch müssen alle DOS-Jobs mit dem Output warten, bisher Emulatorlauf fertig ist, da das OS den Emulatorlauf als einzigen Job betrachtet.

Einschränkungen bei TP

Schwierig wird auch die Übernahme von ISAM-Dateien: Im OS werden bekanntlich andere Makros benutzt als im DOS. Und es bestehen Einschränkungen in bezug auf TP-Systeme.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, VM/370 einzusetzen. Es ermöglicht auf einer realen Maschine eine Anzahl virtueller Maschinen mit unterschiedlichen Betriebssystemen zu fahren. So wäre zum Beispiel eine virtuelle DOS-Maschine für TP-Anwendungen, eine virtuelle DOS-Maschine für Stapelverarbeitung und eine virtuelle Maschine für OS denkbar. Aber auch hier bleiben die Vor- und Nachteile des ursprünglichen DOS-Systems erhalten. Darüber hinaus ergeben sich Durchsatzprobleme, so daß sogar IBM empfiehlt, möglichst viele Maschinen mit einer oder zwei Partitions anstatt eine große virtuelle Maschine zu fahren. Trotzdem kommt es zu höheren Durchsatzzeiten, weil mehrere Supervisors und das VM um die CPU-Zeit konkurrieren. Eine Umstellungshilfe ist deshalb auch VM nicht.

Alternativ-Duo

Abhilfe verspricht ein Software-Anbieter: 15 DOS-Partitions können in dem vom AC-Service, Düsseldorf, angebotenen Programmpaket UCC Two (Duo) gleichzeitig laufen. Duo besteht aus einem SVC-Filter im Nukleus und zirka 40 Modulen, die dynamisch aufgerufen werden. Das Programm benötigt einen Overhead von 2 K im Supervisor und 6 bis 16 K in der virtuellen Partition. Jedes Mal, wenn ein DOS-Programm durch Duo aufgerufen wird, werden seine SVCs abgefangen und von Duo auf DOS-Weise interpretiert. Das Ergebnis wird dann dem DOS-Programm mitgeteilt. Der DOS-COMREG-Bereich sowie die LUBs und die PUBs werden simuliert, was erlaubt, daß DOS-Compiler und -Bibliothekspflegeprogramme gefahren werden können.

Da das DOS-Programm in einer OS-Partition läuft, ist es möglich, in einem Job DOS- und OS-Programme nacheinander laufen zu lassen. Es ist nach AC/UCC-Angaben sogar möglich, während eines Steps zwischen DOS- und OS-Modus zu wechseln.

DOS-Komfort im OS

Auch bei der Bedienung von Platten wurde ein entsprechendes Anpassungsprogramm geschaffen. Das DOS kann dann mit einer 3350- und das OS mit einer 2314-Platteneinheit arbeiten. Der gesamte OS-Komfort steht somit zur Verfügung: Kartenleser- und Drucker-Spooling, Konsolnachrichten-Handling, OS-Katalog, OS-Prozedur-Bibliothek, OS-Einheitenzuordnung und OS-Plattenplatz-Zuordnungen können verwendet werden. DOS-Dateien können von Band auf Platte umgelegt werden, ohne daß das Programm neu umgewandelt werden muß und so weiter.

Demnach biete sich - so die AC-Werbung - für den umstellungswilligen Anwender an, zunächst alle DOS-Programme unter Duo arbeiten - zu lassen, das seinerseits unter OS läuft. Programm für Programm läßt sich dann - abhängig von Zeit und Programmiererkapazität - auf OS umstellen. DBOMP und RPG II-Anwendungen können so lange unter Duo laufen, bis sie neu programmiert werden.

BTAM nur lokal

Duo hat jedoch auch seine Grenzen: So wird DOS-BTAM nur im Lokalmodus, nicht aber für Fernübertragung unterstützt. Auch zeitabhängige Programme laufen nicht. Da nämlich der DOS-Supervisor nicht existiert, können DOS-Programme falsche Werte bekommen, wenn sie auf bestimmte niedrige Hauptspeicheradressen zugreifen. Das passiert immer dann, wenn ein DOS-Programm die COMREG-Adresse selbst sucht, anstatt das entsprechende Makro zu verwenden. Interessant eine Gegenüberstellung von VM und Duo: Während VM 200 K verlangt, zuzüglich zur Größe der verschiedenen Supervisors benötigt Duo nur 2 K im OS-Supervisor und bis 16 K in der Partition, wenn ein DOS-Programm läuft. Unter VM läuft eine DOS-Partition etwa ein Drittel langsamer, unter Duo ist der zusätzliche Zeitaufwand kaum feststellbar. Das hängt damit zusammen, daß die Consolnachrichten abgefangen und Banddateien auf Platte gelegt werden. Der IBM-Anwender muß drei Betriebssysteme betreuen, der Duo-Anwender hat nur das OS.

Duo kostet 56000 Mark, das entspricht in der Größenordnung einem Mannjahr.

- Christoph Heitz ist freier EDV-Fachjournalist