Wie Wissen in das Unternehmen kommt

12.11.2004
Von Lars Reppesgaard

Die Folge: Siemens-Mitarbeiter können mittlerweile auf eine explosionsartig anwachsende Menge von geschäftsrelevanten Informationen zugreifen, die Wissensangebote des Portals sind zum geschäftstauglichen Werkzeug geworden. "Es geht nicht darum, einfach Wissen zu horten. Es muss verwertbar sein", sagt Ramhorst. Der Praxisnutzen sorgt dafür, dass die Nutzerzahlen rasant ansteigen. Innerhalb des Sharenet gibt es mehr als 1200 so genannte Communities of Practice (COP). Über 90000 Mitarbeiter nutzen diese IT-basierende Austauschforen und die Suchfunktionen, die das darüber liegende Wissensportal bietet. Rund 1000 Mitarbeiter aus der Praxis unterstützen als freiwillige COP-Moderatoren die konzernübergreifende Wissensstruktur.

Informationen zu 250000 Themen sind inzwischen im Wissensnetz abrufbar. Und täglich kommen neue hinzu, denn mit der Forschung und Entwicklung, zu der auch WM zählt, sind 53000 Mitarbeiter an 150 Entwicklungsstandorten in 30 Ländern beschäftigt. Fünf Milliarden Euro gab Siemens im Berichtsjahr 2002/2003 dafür aus. Was hier an Wissen entsteht, wird ebenfalls fortlaufend nach den zentralen Vorgaben in die Datenbanken eingepflegt. Die Methoden, nach denen Dokumente mit Metadaten versehen oder neue COPs zusammengestellt werden, sind in der langen WM-Praxis des Konzerns entstanden. Im Nachhinein zahlen sich dadurch auch die vielen weniger geglückten Ansätze aus, sagt Bodo Winkler. "Wir konnten von vielen guten Beispielen lernen, wie es geht, konnten aber auch erkennen, welche Ansätze sich in der Praxis als untauglich erwiesen hatten." Bei etlichen Projekten hatte sich etwa in der Frühphase der WM-Initiative gezeigt, dass zu wenige Mitarbeiter freiwillig ihre Erfahrungen aus Projekten oder Entwicklungsarbeiten teilen wollten. Entsprechende Berichte zu schreiben kostet Zeit, und die Zusatzarbeit nützt nicht direkt demjenigen, der sie verrichtet. Lange waren deshalb Betriebsvereinbarungen oder Belohungsprogramme wie das Gutschreiben von Bonusflugmeilen nötig, damit auch schwach frequentierte Communities mit Wissen gefüttert wurden. Erst als eine kritische Masse eines Wissensnetzwerks überwunden wurde und die Teilnehmer merken, dass ihnen der Input der anderen Kollegen rund um den Globus direkt bei der Arbeit hilft, wandelten sie sich zu Informationslieferanten.