Growth Mindset sichert den Arbeitsplatz

Wie wir uns gegen Roboter behaupten

25.11.2016
Von 
Dennis Yang ist ehemaliger CEO der Online-Learning-Plattform Udemy.
Mit fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung verändern sich nicht nur die Berufsbilder, sondern halten auch immer mehr Roboter Einzug in Unternehmen. Doch was können wir gegen diese Bedrohung des Arbeitsplatzes tun? Die Antwort lautet Growth Mindset und Soft Skills. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Menschen können mit Soft Skills gegen Roboter punkten.
  • Arbeitnehmer müssen im Job ideenreicher, lösungsorientierter und flexibler werden.
  • Arbeitgebern sind Überzeugungskraft, Zeitmanagement sowie eine positive Grundeinstellung sehr wichtig.

Ein Zukunftsszenario zu beschreiben, ohne die Automatisierung von Prozessen aufzugreifen und wie Roboter unser Leben verändern werden, ergibt keinen Sinn. Natürlich heißt das nicht, dass jeder wissen muss, wie ein Roboter zu programmieren ist. Aber wir sollten uns zumindest langsam daran gewöhnen, dass wir zunehmend nicht mehr nur mit Menschen, sondern auch mit Algorithmen und Robotern arbeiten müssen.

Mit Fachwissen und Soft Skills kann der Mensch gegen den Kollegen Roboter punkten.
Mit Fachwissen und Soft Skills kann der Mensch gegen den Kollegen Roboter punkten.
Foto: Willyam Bradberry - shutterstock.com

Aber wie ist Sorge dafür zu tragen, dass sich jeder in dieser neuen Welt zurechtfindet? Im "Harvard Business Review" war kürzlich zu lesen, dass die US-Wirtschaft bis 2020 voraussichtlich 55 Millionen neue Jobs schaffen wird, von denen 24 Millionen ein völlig neues Berufsbild aufweisen werden. Dem Center on Education and the Workforce der US-amerikanischen Georgetown University zufolge, erfordern 48 Prozent dieser Jobs eine Kombination aus jobspezifischen Fachkenntnissen und verschiedenen Soft Skills, wie beispielsweise aktives Zuhören, Führungskompetenz sowie Fähigkeiten in der Kommunikation, Analyse und Administration. Natürlich waren diese Kompetenzen für die berufliche Laufbahn schon immer positiv. Aber erst jetzt, seit sich die Arbeitswelt einer neuen Konkurrenz namens künstlicher Intelligenz gegenübersieht, machen sie den entscheidenden Unterschied aus.

Büffeln für die Datenanalyse?

Angesichts der zunehmenden Automatisierung müsste man jedem eigentlich empfehlen, sich möglichst intensiv mit Datenanalyse zu befassen. Allerdings ändert sich die Arbeitssituation heutzutage viel zu schnell, um bei der Berufswahl alles auf eine Karte setzen. Da die Hälfte aller zukünftigen Berufe noch nicht einmal ansatzweise existiert, stellt sich die Frage: Ist eine Vorbereitung darauf heute schon möglich? Die Antwort könnte lauten, sich weniger auf einen eng gefassten Fachbereich zu konzentrieren als vielmehr eine aufgeschlossene und entwicklungsbereite Einstellung einzunehmen sowie wirksame Lernstrategien zu entwickeln - sprich ein Growth Mindset.

Für Menschen, die unabhängig von ihrem Berufsfeld für diese ungewisse, zukünftige Arbeitswelt mit veränderlichen Berufsbildern, Fertigkeiten mit kurzer Halbwertszeit sowie einem ständig steigenden Grad an Automatisierung gewappnet sein wollen, gibt es nur eines: Jeder muss sich darauf fokussieren, ein ideenreicher und lösungsorientierter Mensch zu werden, der sich flexibel anpassen kann.

Im erwähnten Harvard Business Review wird außerdem von Forschungsergebnissen berichtet, die besagen, dass Arbeitgebern sechs Kompetenzbereiche besonders wichtig sind. Darunter auch die Eigenschaften Überzeugungskraft, Zeitmanagement sowie eine positive Grundeinstellung. Fähigkeiten also, die zwar der Mensch hat, aber nicht die Maschine. Plakativ gesagt: Mit einem Algorithmus kann man weder zusammenarbeiten noch ein Bier trinken gehen.

Lebenslanges Lernen in Eigenregie

Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Fitmachen für den automatisierten Arbeitsplatz ist Selbstmotivation. Das Lernen darf nach der Berufsausbildung nicht aufhören, weil der Wandel heutzutage jedem überall begegnet. Wer auf Growth Mindset programmiert ist, ist auf seinem Berufsweg aber offen, sich auch in Richtungen zu entwickeln, die zuvor nicht auf dem Schirm waren. Und: Die arbeitende Bevölkerung von heute darf sich nicht darauf verlassen, vom Arbeitgeber alle benötigten Weiterbildungs- und Weiterentwicklungsmaßnahmen angeboten zu kommen.

Als praktikabler Weg in der Weiterbildung haben sich Online-Kurse etabliert. Der Vorteil: Menschen können bei dieser Fortbildungsmethode lernen wann, wie und wo es ihnen am besten passt. Außerdem können sie den für sie perfekten Dozenten auswählen, Übungen und Hausaufgaben auf ihrem Lieblingsgerät erledigen, in ihrem eigenen Tempo arbeiten und sich Lektionen zum Auffrischen immer mal wieder ansehen. Online-Kurse erleichtern außerdem die Interaktion mit Dozenten und anderen Teilnehmern. Viele Menschen lernen leichter, wenn sie es nach ihren eigenen Wünschen tun können und die Lerninhalte auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Allerdings sind sich viele gar nicht der Chancen bewusst, die sich durch das Online-Lernen bieten.

Fazit

In der allgemeinen Diskussion wird die komplexe Situation hinsichtlich Automatisierung und künstlicher Intelligenz gerne auf die Horrorvorstellung zugespitzt, dass Menschen früher oder später durch Roboter ersetzt werden. Die Realität sieht zwar bei Weitem nicht so düster aus, die Bedenken müssen aber ernst genommen werden. Die Weiterentwicklung der Technologie stellt insbesondere Arbeitnehmer immer wieder vor neue Herausforderungen, birgt aber auch Chancen, sofern man gewillt ist, sie beim Schopf zu packen. Mit anderen Worten: Am Arbeitsplatz des 21. Jahrhunderts werden sich diejenigen behaupten, die fähig und motiviert genug sind, immer wieder Neues zu erlernen. Wer sich stetig fortbildet, sein Fachwissen auf dem aktuellen Stand hält und kontinuierlich an seinen Soft Skills arbeitet, wird die Jobs bekommen, die ein Roboter nicht leisten kann. (pg)