Nach Wirbelsturm Sandy

Wie wappnet sich die IT gegen künftige Katastrophen?

12.11.2012
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Einen Gesamtschaden in Höhe von 50 Milliarden Dollar hat der Wirbelsturm "Sandy" verursacht. Dazu zählen auch Strom- und Netzausfälle, unter denen nicht nur Millionen von Privathaushalten, sondern auch viele Unternehmen im Raum New York zu leiden hatten.
Auch wenn es nicht so schlimm kommt - die IT muss sich auf Katastrophen vorbereiten.
Auch wenn es nicht so schlimm kommt - die IT muss sich auf Katastrophen vorbereiten.
Foto: Fotolia/Alaska-Tom

Nur wenige Firmen waren auf einen Sturm dieser Größenordnung vorbereitet, berichtet Thor Olavsrud, Redakteur bei der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation CIO.com. Jetzt hätten sie ihre liebe Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei wären sie mit den richtigen Vorkehrungen in der Lage gewesen, ihr Geschäft ohne gravierende Unterbrechungen weiterzuführen. Das jedenfalls behauptet Nicolas Dubus, IT-Direktor bei CableOrganizer.com, einem Anbeiter von Elektronik- und Netzsystemen aus Fort Lauderdale, Florida.

Dubus lernte seine Lektion während des Hurricanes "Wilma" , der 2005 den Süden Floridas verwüstete. CableOrganizer.com war damals vier Tage lang von der Stromversorgung abgeschnitten. "Das Problem war vor allem die Kommunikation", berichetet Dubus: "Wir hatten kein Internet. Die Handies funktionierten nicht. Die Festnetzleitungen auch nicht. Wir waren außerstande, mit den Anbietern zu reden."

Alle Kontakte auf Papier

Nach dieser Erfahrung war das Unternehmen sensibilisiert für das Thema Katastrophenvorsorge. In dieser Hinsicht könne auch ein Hightech-Unternehmen gar nicht altmodisch genug sein, sagt Dubus: "Egal, ob die Firma klein oder groß ist, wichtig ist, dass es einen Plan - auf Papier! - gibt, der regelmäßig überprüft wird". Dazu gehöre ein Verzeichnis aller für die IT und das Unternehmen wichtigen Kontaktdaten, beispielsweise vom Telefon-Provider oder dem Unternehmen, das die Web-Server hostet.

"Die Möglichkeit, die eigenen Leute zu kontaktieren, sollte die erste Priorität sein", ergänzt Daniel Newton, Senior Vice President of Operations bei Datapipe, einem IT-Dienstleister in Jersey City, also nahe New York. Das Unternehmen hatte einen Teil seiner Mitarbeiter rechtzeitig aus New Jersey abgezogen und für eine Woche nach Austin, Texas, geschickt. Für die anderen wurden Hotel-Zimmer in Fußnähe gebucht - und Essensvorräte im Firmengebäude angelegt. Darüber hinaus waren die Datenzentren in Kalifornien, Großbritannien und China informiert, dass sie möglicherweise zusätzliche Aufgaben würden übernehmen müssen. Auf diese Weise blieb das Datapipe-Geschäft relativ unbeeinflusst von Sandy.

Satellitenschüsseln und Solarzellen

Um die Wahrscheinlichkeit eines Kommunikationsausfalls zu senken, schlägt Dubus vor, alternative Internet-Verbindungen zu schaffen. CableOrganizer.com hat insgesamt fünf davon, einschließlich einer Satellitenschüssel auf dem Firmendach. Einige Schlüsselpersonen bekamen auch Satelliten-Telefone - für den Fall, dass keine andere Verbindung mehr existiert.

Die Stromversorgung über Benzin-betriebene Notstromgeneratoren ist eine unsichere Sache, wenn sich kilometerlange Schlangen vor den Tankstellen bilden. Deshalb hat Datapipe neben Diesel- auch Propangas-Generatoren in Betrieb - sowie zusätzlich das Dach mit Solarzellen gepflastert. Selbstverständlich wurden vor dem Sturm alle Tanks aufgefüllt, so dass sie für mindestens drei Tage reichten.

"Wir konzentrieren uns auf Prävention und Business Continuity", so Newton: "So müssen wir unser Disaster Recovery gar nicht erst bemühen."

Was Sandy angerichtet hat

  • In großen Teilen der Nordostküste legt der Tropensturm Sandy Telefon-, Mobil- und Kabelnetzdienste lahm.

  • Nach offiziellen Schätzung waren ein Viertel der Mobile-Sites zwischen Virginia und Massachusetts beeinträchtigt.

  • Noch am Donnerstag nach dem Sturm belief sich der Anteil der betroffenen Knotenpunkte auf 19 Prozent.

  • Eine zügige Wiederherstellung wurde von den zahlreichen Netz- und Stromausfällen unmöglich gemacht.

  • Der Telecom-Spezialist Verizon veröffentlichte das Foto von der Lobby eines seiner New Yorker Gebäude, die etwa 60 Zentimeter unter Wasser stand.

  • Wie das Unternehmen schätzt, werden die Kunden bis zu zwei Wochen warten müssen, bis ihre Telefone und Internet-Verbindungen wieder richtig funktionieren.

  • Immerhin dürfen sich die Data-Recovery-Anbieter über ein boomendes Geschäft freuen. Die Telefone stehen dort immer noch nicht still.