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Wie viele Notebooks bleiben in Taxis liegen?

28.01.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im letzten halben Jahr blieben in Chicagoer Taxen 21.460 PDAs liegen, wie eine Anfang der Woche veröffentlichte Studie ermittelt hat. In London vergaßen Fahrgäste 63.135 Handys, 71 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2001. Die Zahlen wurden von unter anderem Reuters, CNN und dem britischen "Mirror" übernommen und verbreiteten sich anschließend weithin weiter.

Zu viel Genauigkeit in Statistiken ist immer ein guter Grund, sich die Methodik und die Quelle näher anzusehen, findet das "Wall Street Journal" (wir schließen uns dem an). In diesem Fall seien beide dubios, schreibt das Blatt. Zunächst der Urheber: Besagte Studie wurde finanziert von Pointsec Mobile Technologies. Die Firma bietet Software an, die Daten auf mobilen Endgeräten schützen soll, falls diese gestohlen werden oder verloren gehen.

Die PR-Leute von Pointsec befragten für die Studie in neun Städten jeweils rund 100 Taxifahrer. Sehr kleine Stichproben, und vor allem waren die meisten Cabbies nicht etwa zufällig ausgewählt, sondern arbeiteten bei kooperationswilligen Taxifirmen. So oder so, die Anzahl der tatsächlich von den Fahrern gefundenen Mobilgeräte waren absolut gesehen eher gering: 97 PDAs in Chicago, 292 Mobiltelefone in London (die komplette Liste finden Sie hier). Die in der Studie veröffentlichten Zahlen wurden dann einfach auf die ganzen Städte hochgerechnet .

"Ich denke, die Zahlen müssten generell so stimmen", erklärte Pointsec-Chef Peter Larson. "Wenn Sie einen Statistiker fragen, sagt der vielleicht, die Stichprobe müsste größer sein oder kleiner. Das wissen wir nicht genau." Wie Pointsec seine Studie durchgeführt habe, könne man gewiss hinterfragen. "Aber das ändert nichts daran, dass es das Problem gibt - die Leute verlieren Geräte mit vertraulichen Informationen."

Das Zählen verloren gegangener Mobiltelefone ist laut "Journal" wahrscheinlich weniger wichtig als politische Umfragen oder die Schätzung von Opferzahlen nach einer Naturkatastrophe. Trotzdem müsse die Presse mit gesponserten Studien kritischer umgehen. Tut sie das nicht, werden alle Statistiken in Mitleidenschaft gezogen. Dem haben wir nichts hinzuzufügen. (tc)