Reality Check Cloud Computing

Wie Unternehmen Cloud-Storage nutzen

19.06.2012
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.
Cloud-Storage-Dienste wie Amazon S3 oder Mozy von EMC schießen wie Pilze aus dem Boden. Lesen Sie, wie Unternehmen von den neuen Services profitieren können.
Foto: Fotolia/Itestro

Storage-Dienste aus der Cloud gehören zu den Wachstumssegmenten der IT-Branche. Allein das Datenvolumen von Amazons S3-Service beispielsweise verdreifachte sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr. Gerade erst hat der Anbieter ein Gateway vorgestellt, mit dem Kunden der Amazon-Webservices eine Arbeitsteilung zwischen Primär-Storage im eigenen Haus und Snapshots in der Cloud realisieren können.

Die Daten werden dazu asynchron in die Amazon-Cloud geladen und dort auf dem Blockstorage-Angebot des Dienstleisters, Amazon EBS, gelagert. "Damit wollen wir den Kunden noch mehr technische Möglichkeiten bieten", erläutert Stephanie Cuthbertson, Senior Manager im AWS Storage Product Management. Anwendungsfelder für das Gateway sieht Amazon vor allem im Bereich Disaster Recovery.

Nicht nur Amazon bringt ständig neue Cloud-Storage-Dienste etwa für Backup und Datenspeicherung im Allgemeinen auf den Markt. Häufig benennen Provider auch alte Angebote einfach um, was nicht gerade für mehr Übersicht sorgt. Symantecs Backup-Lösung für die E-Mail-Archivierung Symantec.cloud beispielsweise heißt nun Enterprise Vault.cloud und soll Kunden die Erfüllung der umfangreichen Archivierungspflichten erleichtern, an denen gerade kleine Firmen häufig scheitern.

Mittlerweile gibt es auf dem deutschen Markt einige Dutzend Anbieter mit ernstzunehmenden Cloud-Storage-Angeboten für professionelle Anwender. Doch Storage ist nicht gleich Storage: Ein Primärspeicher im Unternehmen stellt andere Anforderungen als ein Backup oder ein E-Mail-Archiv, Testdaten müssen anders behandelt werden als betriebswichtige Daten aus dem SAP-System. Welche Angebote eignen sich also für welche Einsatzszenarien?

Großunternehmen: Auf dem Weg in die Cloud oft am weitesten

Am einfachsten haben es hier zwei Gruppen von Unternehmen: die ganz großen und die ganz kleinen. Erstere haben in der Regel ihre IT inzwischen mehr oder weniger umfassend virtualisiert und meistens auch bereits Erfahrungen mit komplexen Outsourcing-Modellen für Teile des IT-Betriebs gesammelt. Teilweise betreiben sie sogar eine komplette Private Cloud, zu der dann eben auch ein Storage-Pool gehört. Der Schritt, ein konventionelles Outsourcing-Abkommen oder eine Private Cloud in ein anderes Cloud-Modell umzuwandeln, ist dann oft nicht groß.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist auf diesem Weg schon ein gutes Stück vorangekommen. "Wir hatten schon lange eine Private Cloud in den Räumen eines Dienstleisters", berichtet DLR-CIO Joachim Popp. "Inzwischen haben wir auch die Infrastruktur an den Dienstleister verkauft." Das gehe nur mit entsprechendem Vertrauen in den Partner und ausgefeilten Regeln, wie man die Daten am Ende zurückbekomme: "Geht der Dienstleister pleite, fällt die Infrastruktur an uns zurück", sagt Popp.

Das DLR erfüllt damit die "idealen Voraussetzungen" für den Einsatz von Cloud-Storage, wie sie Infrastruktur-Experte Wolfgang Schwab vom Beratungsunternehmen Experton Group fordert: "Am besten ist die Infrastruktur von Unternehmen, die externes Cloud-Storage einsetzen wollen, komplett durchvirtualisiert", sagt er. Denn nur dann passten externe und interne Infrastruktur nahtlos zueinander.

Die Projektdaten des DLR sind in einem Bereich zusammengefasst, auf den nur der Kunde selbst Zugriff hat. E-Mail-Postfächer und andere weniger kritische Daten lagern auf einem geteilten Speicherbereich. Geteilt wird allerdings nicht mit irgendjemandem, sondern nur mit ausgewählten Akteuren aus der Forschungslandschaft, darunter die Helmholtz-Gesellschaft oder der Dachverband der Großforschungseinrichtungen. Das zu bewältigende Datenvolumen des DLR wächst jährlich um acht bis zehn Petabyte. "Was davon in der Cloud gespeichert wird, entscheiden bei uns Gremien wie der IT-Lenkungsausschuss", erklärt Popp.