Java, OpenSolaris, MySQL

Wie Sun mit Open Source Geld verdienen will

27.06.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

CW: Was heißt das in konkreten Zahlen?

Phipps: Wir veröffentlichen solche Zahlen nicht. Was wir aber sagen können: Sehr viele Nutzer, die OpenSolaris aus dem Web luden und auf x86-Rechnern einsetzten, haben sich anschließend für einen Wartungsvertrag entschieden. Das Paradoxe daran ist, dass wir seit der Freigabe von Solaris mehr Geld damit verdienen als vorher.

CW: Schade, dass Sie diese Aussagen nicht belegen können. Wie viele unabhängige Softwarehersteller, die sich etwa auf Windows- oder Linux-Plattformen konzentrieren, hat Sun zwischenzeitlich für OpenSolaris gewinnen können?

Phipps: Zunächst einmal gibt es für Solaris schon eine große Zahl an Applikationen, schätzungsweise 6500. Die Entwicklung in Richtung OpenSolaris ist aber noch immer ein relativ neues Phänomen auf dem Markt. Derzeit heißt die umsatzstärkste Version auf Servern noch Solaris 10. OpenSolaris steht als Umsatzbringer noch am Anfang. Wir haben beispielsweise erst vor zwei Monaten Support-Services für OpenSolaris vorgestellt. In den nächsten Jahren sollen die Umsätze daraus allmählich zunehmen. Gleichzeitig bemühen wir uns, unabhängige Softwarehäuser von den Solaris-Vorzügen zu überzeugen.

CW: Wie viele Ihrer Kunden nutzen OpenSolaris als Backend-Betriebssystem?

Phipps: In der Open-Source-Welt ist es generell schwer festzustellen, wie viele Menschen eine bestimmte Software nutzen. Es gibt keine Kontrollmechanismen wie für proprietäre Systeme. Auf den meisten Backend-Servern dürfte aber derzeit Solaris 10 laufen. Mit OpenSolaris richten wir uns derzeit vor allem an Entwickler. Das Segment der Backend-Server werden wir frühestens in 18 Monaten angehen.

CW: Branchenschwergewichte wie IBM oder Oracle verdienen Milliarden mit Middleware-Produkten. Warum verschenkt Sun fast seinen kompletten Middleware-Stack?

Phipps: Wir bewegen uns in eine Welt, in der Kunden für Werte bezahlen…

CW: …stellen Softwarelizenzen keine Werte dar?

Phipps: In der alten Welt konnten Anwender nur dann Werte erwerben, wenn sie im voraus Lizenzgebühren für eine Software zahlten. In der Open-Source-Welt lässt sich Geld verdienen, indem man Werte Menschen anbietet, die eine Software bereits nutzen. Die Vertriebsmannschaften proprietärer Softwareanbieter versuchen stets, potenzielle Nutzer zu Käufern zu machen. In der Open-Source-Welt ist es der Job der Community-Manager und der sie unterstützenden Verkäufer, Anwender in Kunden zu verwandeln. Sun verfolgt derzeit beide Ansätze.