Fragen und Antworten

Wie sicheres Cloud Computing gelingt

30.09.2015
Von 
Dr. Tobias Hüttner ist Chief Information Officer des IT-Dienstleisters Datagroup.

Wie können Unternehmen ihre IT-Security selbst optimieren?

IT-Sicherheit muss fest in der Organisationsstruktur des Unternehmens verankert sein. Es bedarf einer Sicherheitsorganisation mit klaren Verantwortlichkeiten und Eskalationswegen. Die Mitarbeiter brauchen Kontaktpersonen vor Ort, an die sie sich bei Fragen und Unsicherheiten direkt wenden können und die bei der Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter aktiv mitwirken. Der Betriebsrat spielt hierbei ebenfalls eine wichtige Rolle als Multiplikator. Zum anderen braucht es klare Handlungsrichtlinien, etwa für den Umgang mit vertraulichen Daten, die Passwort-Politik oder die private Nutzung der Firmen-IT, auf die sich die Mitarbeiter verpflichten müssen. Das schafft einen verlässlichen Rahmen und gibt den Mitarbeitern Sicherheit in der Frage, was erlaubt ist und was nicht. Die Richtlinien sollten zunächst eher restriktiv gehalten werden. Es ist in der Praxis einfacher, bei Bedarf Ausnahmen zuzulassen, als ursprünglich laxe Regeln nachträglich zu verschärfen.

Was leisten Prozess-Standards im Bereich Cloud-Sicherheit?

IT-Dienstleister, die nach der internationalen Norm ISO 20000 zertifiziert sind, erbringen IT-Services wie etwa Cloud Computing standardisiert nach industriellen Maßstäben. Das gewährleistet eine gleichbleibend hohe Qualität der Services und bedeutet für den Kunden ein hohes Maß an Verlässlichkeit und Planbarkeit. Die weitere Standardisierung von IT-Services ist deshalb eine der zentralen Herausforderungen für den Mittelstand, wie eine Studie des Marktforschungsunternehmens Lünendonk unter Sourcing-Beratern zeigt. Insbesondere für die IT-Sicherheit sind standardisierte Prozesse unabdingbar. Sie bringen Verlässlichkeit und Produktionsqualität.

Die Abweichung von Standards bedeutet hingegen Sicherheitsrisiken und kann zu Schäden oder Sanktionen führen. Das gilt zum einen für physikalische Sicherheitsstandards wie zum Beispiel die Löschanlage im Rechenzentrum. Das gilt aber natürlich auch für organisatorische und prozessuale Sicherheitsstandards wie etwa Berechtigungskonzepte oder die Zugangskontrolle. Neben der ISO 20000 bietet vor allem die ISO 27001 als anerkannter Sicherheitsstandard für Rechenzentren einen guten Orientierungsrahmen für die Sicherheit von Cloud-Dienstleistungen.

Woran erkennt ein Mittelständler einen geeigneten Cloud-Dienstleister?

Die vier zentralen Ziele der IT-Sicherheit (Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit der Informationen und Systeme sowie Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen) weisen hier den Weg. Laut dem diesjährigen Bitkom Cloud Monitor erwarten 83 Prozent der Kunden von ihrem Cloud-Anbieter, dass er seine Rechenzentren ausschließlich in Deutschland betreibt. Denn dadurch ist gewährleistet, dass der Dienstleister den strengen deutschen Datenschutzrichtlinien unterliegt.

Der Provider sollte zudem über eine etablierte Sicherheitsorganisation mit klaren Rollen, Verantwortlichkeiten und Eskalationswegen verfügen. So weiß der Kunde, dass der Anbieter das Sicherheitsthema ernst nimmt, proaktiv bearbeitet und im Krisenfall schnell und konsequent handeln kann. Die Qualität der Cloud-Dienstleistungen - und damit auch ihre Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit - hängt darüber hinaus vom Grad der Standardisierung von Prozessen und Leistungen ab. Diese wird durch die Zertifizierung nach ISO 20000 dokumentiert. (sh)