Sharepoint aus der Cloud

Wie Shell SAP HANA einsetzt

25.01.2016
Von 
Horst Ellermann ist Herausgeber des CIO-Magazins und Ambassador für CIOmove in Deutschland.

Zu Echtzeitdaten bringt Abolhassan auch ein Beispiel aus der Logistik: "Die Hamburg Port Authority rechnet mit 50 Prozent mehr Frachtumschlag in zehn Jahren. Der Hafen kann aber räumlich nicht wachsen." So gelte es, mit einer Logistiklösung die Abläufe zu optimieren - mit vernetzten Sensoren und SAP HANA. "Die Produktivität ist schon nach kurzer Zeit um zwölf Prozent gestiegen. Mit unserer Lösung erhält die Hamburg Port Authority auf Knopfdruck ein Lagebild, und die LKW-Fahrer schaffen acht Touren pro Tag statt sieben."

Crotts schätzt es, dass sein Dienstleister ihm solche Geschichten aus dem Business-Umfeld erzählt. T-Systems ist eben nicht nur der Cloud-Lieferant, der Sharepoint und SAP-Systeme offeriert - obwohl die einschlägigen Zahlen beeindrucken: 713.000 SAPS liefert T-Systems aus der Cloud an Shell. Der SAP Application Performance Standard ist eine Maßeinheit, der die Leistung des SAP-Systems hardwareunabhängig beschreibt (2000 "fully processed order line items per hour" entsprechen 100 SAPS). Außerdem schaufelt T-Systems für den Öl-Konzern gerade 150 Terabyte an geschäftskritischen Legacy-Daten in eine Sharepoint-Umgebung.

Sharepoint aus der Cloud

Hinzu kommen 45 Sharepoint-Anwendungen aus einer hybriden Cloud. Sie verknüpft 500 Server in den vier T-Systems-Rechenzentren in Houston, München, Amsterdam und Malaysia mit on Premise angelegten Sharepoint-Farmen. Über eine von T-Systems integrierte Search Engine erhalten die Sharepoint-User nahtlosen Zugriff auf Geschäftsdaten. Außerdem spielt noch die Microsoft-Public-Cloud Office 365 mit: Insgesamt arbeiten täglich knapp 143.000 Menschen, also nicht nur die 94.000 Shell-Mitarbeiter selbst, sondern auch Zulieferer und Kunden in der Shell-Cloud.

Crotts schätzt es auch, dass sein Dienstleister aus einem Land kommt, in dem Datensicherheit und Datenschutz groß geschrieben wird: „Das ist extrem wichtig für uns.“ Vor dem Hintergrund findet er irrelevant, ob die Daten bei Shell liegen oder bei einem Dienstleister. Was sich zuletzt dadurch ausgedrückt hat, dass Shell die Cloud-Lösung „E2 Process Management“ des Anbieters E2open für sein Supply-Chain-Management nutzt.

Crotts hält die Cloud für sicher – wenn man sie richtig aufsetzt. Immer wieder gebraucht er im Zusammenhang mit Sicherheitsfragen den Slogan „fit for purpose“ – also: dem Zweck angemessen. Crotts ist einer der wenigen CIOs, die den Zielkonflikt klar benennen, den Sicherheitsanbieter gerne verleugnen: "Security macht Innovation langsam!" Versöhnlich fügt er hinzu: „Aber eine Cyber-Attacke macht Innovation noch langsamer."

Der CSO berichtet an den CIO

Müßig zu erwähnen, dass es Cyber-Attacken gegen Shell reichlich gibt. Unter anderem Industriespione geben sich an der Firewall die Klinke in die Hand. Deswegen berichte der CSO auch an ihn, erklärt Crotts. Das sei auch wichtig, denn nur innerhalb der IT-Abteilung könne kompetent erklärt werden, ob sich hinter tausend gescheiterten Log-on-Versuchen ein Sicherheitsthema oder ein technisches Kapazitätsproblem verbirgt.

Unternehmen | Royal Dutch Shell

Hauptsitz Den Haag

Umsatz 421 Milliarden Dollar (2014)

Mitarbeiter 94.000 in mehr als 70 Ländern

Shell in der Cloud

143.000 Menschen greifen auf die Shell-Cloud zu

713.000 SAPS liefert T-Systems aus der Cloud

IT-Verantwortung

CIO Jay Crotts (weltweit)

CIO Klaus Dieter Bortel (Deutschland)

Der Shell-CIO und T-Systems-Chef Abolhassan treffen sich einmal im Quartal, um über die Services zu reden, die Shell seit 2008 von T-Systems bezieht. 2013 haben sie ihren Vertrag verlängert.

"Es war nicht immer eine problemfreie Beziehung, so viel kann man sagen", meint der ehemalige Infrastrukturverantwortliche und jetzige CIO Crotts. Aber mittlerweile haben beide ihren Weg gefunden. Die Ampel steht meistens auf grün bei den 200 Key Performance Indicators (KPIs), die T-Systems seinen Kunden zur Kontrolle anbietet.

Crotts greift sich nie mehr als fünf davon heraus und rotiert diese von Treffen zu Treffen durch. Nur einen KPI findet er gleichbleibend wichtig: "Der Endkunde muss uns gute Noten geben. Das messen wir kontinuierlich. Und wir gucken da besonders auf das mittlere Management, die sind erfahrungsgemäß an dem Punkt sehr aufmerksam."