CW-Kommentar

Wie relevant sind Benchmarks und Balanced Scorecards?

23.02.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Schluss mit der Nabelschau der IT. Am Ende zählt doch nur, was das Business davon hat.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es, schrieb Erich Kästner. Auf die IT übertragen, sagt dieses geflügelte Wort: Vergesst Benchmarks, Balanced Scorecards, die ganze Binnenbetrachtung der IT. Schaut euch lieber an, welche Vorteile das Unternehmen von der IT hat. Das ist die Messgröße, die zählt.

So lässt sich auch einer der interessantesten Vorträge zusammenfassen, der auf den diesjährigen "Hamburger Strategietagen" gehalten wurde. Zwar hat sich Karl Landert, CIO der Credit Suisse, einer anderen Wortwahl bedient, und seine Botschaft nahm sich nicht ganz so radikal aus, aber im Kern war sie unmissverständlich: "Eine losgelöste Quantifizierung der IT ist weder sinnvoll noch zielführend", so der O-Ton.

Karin Quack, Redakteurin COMPUTERWOCHE
Karin Quack, Redakteurin COMPUTERWOCHE
Foto: Karin Quack

Sinkende Umsätze und Gewinne führen richtigerweise zu erhöhtem Kostenbewusstsein in der IT. Und es ist auch nicht falsch, die Effizienz der eigenen Informationstechnik ab und an mit der anderer Unternehmen zu vergleichen. Übrigens misst sich auch die IT der Credit Suisse regelmäßig mit der von UBS und Deutsche Bank. Doch dass es sich beim Benchmarking um "das wichtigste Führungsinstrument der IT" handelte, ist eine von Beraterseite unters Volk gebrachte Mähr, so Landert. "Auf keinen Fall" eigne sich Benchmarking dazu, den Wert der IT nachzuweisen.

Dieser Wert lässt sich nur im Zusammenspiel mit dem Business ermitteln. So kann eine objektiv teure IT durchaus preiswert sein, wenn es ihr geling, die Geschäftsprozesse schlanker und damit billiger zu machen und/oder wenn sie der Unternehmung neue Business-Möglichkeiten eröffnet. Das mag eine Binsenweisheit sein, aber sie wird viel zu häufig vergessen.

Wie Landert klarstellte, ist der viel beschworenen "interne Kunde" der IT eine Fiktion - vielmehr handle es sich hier um einen "Partner", dem die IT bei der Adressierung der wirklichen, sprich: externen, Kunden hilft. Das sieht aus wie Wortklauberei, bedeutet aber einen Riesenunterschied - für das Selbstverständnis der IT und ihre Wahrnehmung im Unternehmen.

Was halten Sie von Benchmarks, Balanced Scorecards und anderen Instrumenten zur Leistungsmessung in der IT? Wenn Sie dazu eine Meinung haben, wüsste ich sie gern. Bitte schreiben Sie an kquack@computerwoche.de.