Die Fertigung ist rationalisiert!

Wie produktiv arbeitet die Verwaltung ?

14.03.1975

Im industriellen Fertigungsbetrieb unterscheidet man zwei Gruppen von Mitarbeitern. Die einen stellen Produkte her, die andere Gruppe hat die Aufgabe. Alle durch diesen Transformationsprozeß ausgelösten Informatiorsverarbeitungsprozesse abzuwickeln. Vereinfachend spricht man von Fertigung und Verwaltung.

Die Rationalisierung in der Fertigung

Die Fertigung ist durch Arbeitsteilung gekennzeichnet, das heißt durch eine weitgehende Aufgliederung des gesamten Produktentstehungsprozesses in einzelne Arbeitsgänge. Die Aufgliederung macht nicht halt bei der Herstellung einzelner Teile die in ein Endprodukt eingehen sondern die Arbeitsgänge, die während der Entstellung eines Teils anfallen, werden von verschiedenen Arbeitern durchgeführt Damit wurden die Voraussetzungen für sehr starke Leistungssteigerungen geschaffen.

Auf der anderen Seite ließ sich daraus aber auch eine sehr intensive Überwachung und Kontrolle der betrieblichen Produktionsprozesse ableiten. Die Leistungsüberwachung wurde rechenbar gemacht, indem man einfach die zu erstellende Menge mit dem Zeitbedarf für einen Arbeitsgang zu multiplizieren braucht. Seit mehr als 100 Jahren haben Arbeitsablauforganisatoren.

Arbeitsplane und Arbeitswissenschaftler an der Rationalisierung des eigentlichen Produktentstehungsprozesses gearbeitet. Die Ergebnisse sind bekannt, der betriebliche Transformationsprozeß ist transparent, die herzustellenden Mengen zeigen, wo Engpässe zu erwarten sind und - das ist mindestens genau so wichtig - wo Beschäftigungslücken entstehen werden. Die Fertigung wurde rationalisiert.

Der zweite Bereich, der Bereich der Informationsverarbeitung hat sich indes bis in die jüngste Zeit der Rationalisierung entzogen.

Die Argumente für die Enthaltsamkeit der Rationalisierungsbestrebungen auf diesem Gebiet sind vielfältig.

In erster Linie wird jedoch immer wieder behauptet, daß es vor allem die geistig schöpferische Art der Tätigkeit sei, die sich für Rationalisierung nicht eigne.

Die Vernachlässigung dieses Bereichs war so lang nicht von Bedeutung, wie der Anteil der dort Beschäftigten weniger als zehn Prozent der Gesamtzahl der Mitarbeiter ausmachte. Während noch um die Jahrhundertwende das Verhältnis Angestellte zu gewerblichen Arbeitskräften 1 :13 betrug, haben wir heute ein Verhältnis von etwa 1 :3 bis 1 :1.

Es ist aber nicht nur notwendig, in diesem Bereich die Arbeitsprozesse zu rationalisieren, sondern es ist auch möglich, denn es handelt sich auch hier in erster Linie um Routinetätigkeiten, der schöpferische Anteil ist relativ niedrig.

Wir können also feststellen daß die Rationalisierungsbestrebungen im Bürobereich die Stufe der Arbeitsteilung erreichen können, daß wir aber weit davon entfernt sind, die ablaufen den Prozesse intensiv zu analysieren und zu gliedern.

Die Rationalisierung im Verwaltungsbereich

Die Ergebnisse der Verwaltungsprozesse werden in der Regel auf Datenträgern aufgezeichnet. Man kann vereinfacht sagen, die Produkte der Büroarbeit sind Datenträger.

Die Kosten ihrer Entstehung sind ebenso meßbar wie beispielsweise die Kosten einer Werkzeugmaschine oder eines Autos. Nehmen wir als Beispiel eine Stuckliste, so können wir die Aktivitäten ihrer Erzeugung beschreiben und den Zeitbedarf für die Durchführung dieser Aktivitäten ermitteln. Am Ende stehen die Kosten für die generellen

Informationen des Kopfteils und die Kosten für eine Stücklistenposition. Diese

Informationen sind wichtig, wenn es darum geht, abzuschätzen, welche Kosten bei der Aufbereitung der Stücklistendaten für die Verwaltung und Verarbeitung mit dem Computer entstehen.

Die Ursache für den beschriebenen Rationalisierungsrückstand lag bisher in den fehlenden Instrumenten, die die Rationalisierung im Büro- und Verwaltungsbereich hätten wesentlich unterstützen können. Erst mit der modernen Computertechnik steht heute ein Hilfsmittel zur Verfügung, das es gestattet, auch die Rationalisierung im Verwaltungsbereich mit größeren Schritten voranzutreiben.

Diese Rationalisierungsreserven auszuschöpfen kann heute einen größeren Beitrag zur Verbesserung des Verhältnisses von Kosten zu Leistungen bringen als vergleichbare Anstrengungen in der Produktion.

EDV als Motor der Revolution?

Man sehe sich doch mal die Kollegen an. Alle Räder stünden still, wenn sie die Systeme abschalten. Proben sie den Aufstand?

Der Chef-Theoretiker der "Neuen Linken", Herbert Marcuse, erwartet nicht mehr, daß von der Arbeiterschicht revolutionäre Anstöße kommen. Die sei viel zu sehr im Wohlstand integriert, viel zu sehr manipuliert. Marcuse setzt auf die neuen Technokraten.

In ihrer Abhängigkeit von den Managern des Finanzwesens würden ihnen die vielen Widersprüche deutlich; einerseits zwischen den Profit-lnteressen derer, die alles am liebsten beim Alten belassen würden und andererseits den technischen Möglichkeiten, eine Welt ohne Armut und Ausbeutung zu schaffen. Aus der Erkenntnis, daß diese neue Gesellschaft nicht ohne revolutionäre Veränderungen herbeizuführen ist, würden sie die ihnen zugänglichen Schalthebel der Macht nutzen und die Rolle übernehmen, die Karl Marx den Proletariern zuschrieb.

Die einen mag es beruhigen, die anderen mag es betrüben - da tut sich nichts.

Wir Datenverarbeiter haben den Kopf doch wohl zu von von technischen Dingen und Alltagssorgen. Außerdem kann Trauerwein beim besten Willen den Hebel nicht finden.