Ratgeber Wissensmanagement

Wie Ontologien verstreute Geschäftsinformationen zusammenführen

09.07.2008
Von Dr.Christoph Tempich

Schrittweise Weiterentwicklung

Nach dem Setup sollte die Weiterentwicklung der Ontologie zyklisch in kleinen Schritten stattfinden. Die Praxis hat gezeigt, dass es sich empfiehlt, für die sich anschließende Anforderungsanalyse einen Domänen- oder Prozessteil auszuwählen, der in den weiteren Phasen vollständig entwickelt und getestet wird, bevor der nächste Domänenbereich in Angriff genommen wird. Ein Entwicklungszyklus ist dabei so zu wählen, dass er sich innerhalb eines Monats abschließen lässt. Dieser inkrementelle Ansatz stellt ebenso frühe Erfolge sicher, wie er auch eventuelle Fehler in der Planung erkennen lässt.

Glossar schafft Brücke zwischen Beteiligten

Das in der nächsten Phase aufzubauende Glossar beschreibt die in einem Unternehmen verwendeten Begriffe, stellt Referenzen zu Prozessen her und erfüllt wichtige Dokumentationsaufgaben. Im besagten Projekt wurde hierfür das Semantic MediaWiki genutzt, um die Begriffsanforderungen der Ontologie zu identifizieren und informell zu beschreiben.

Die Wiki-Technik bietet sich einerseits an, weil sie für den möglichst kollaborativen Aufbau des Glossars die Einbeziehung der Fachseite erlaubt. Dabei lassen sich Diskussionen über Aufgaben einzelner Glossarobjekte wie zum Beispiel Kunde, Auftrag oder Produktkatalog nachvollziehbar im Wiki-Kontext führen. Andererseits erlaubt der Einsatz semantischer Techniken den Export der erfassten Begriffe in die Modellierungsumgebung, ohne den Bezug zwischen den Begriffen der Fachseite und den modellierten Klassen und Attributen zu verlieren.

Einsatzgebiete von Ontologien

Derzeit sind Ontologien vor allem in den folgenden Bereichen einsatzfähig:

• Im Rahmen von Datenintegrationsprojekten wie etwa nach Firmenzusammenschlüssen kann eine Ontologie das übergreifende Datenmodell repräsentieren.

• Unternehmen, die interne Daten über eine Web-Schnittstelle der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen wollen, können diese mit Hilfe einer Ontologie beschreiben. So dient beispielsweise XBRL als Ontologie, um Finanzberichte von Firmen einheitlich und maschinenverstehbar darzustellen.

• Das Semantic MediaWiki wird neben der Pflege von Glossaren teilweise auch für Projekt- und Wissens-Management in Organisationen eingesetzt.

Twine und Tripit sind Web-Portale, die semantische Techniken nutzen, um wissensbasierende Social Networks oder die Organisation von Reisen zu erstellen beziehungsweise zu vereinfachen.